Lost Chronicles

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Mit einem tiefen, aber lautlosen Durchatmen, versuchte Gavron sich zu beherrschen. Aber mit jeder verstreichenden Minute fiel es ihm immer schwerer dem dummen und sinnlosen Geschwätz der Frau des Händlers zuzuhören. Wie konnte eine Elbenmaid nur so dumm wie ein Mensch sein? Die meisten Menschen waren, an der Intelligenz der Elben gemessen – und der von Drachen – ja und der von Drachen, dumm. Aber was erwartete man auch von Wesen, die nur so kurz lebten. DA konzentrierte sich deren Ansinnen nicht auf das Wissen, sondern auf ihre Triebe und die Familie. Nun, letzter Punkt war sehr wichtig, das würde Gavron nie abstreiten und auch Lohenbringer nicht. Aber... wo war er stehen geblieben? Der Elb runzelte kaum merklich seine Stirn und hob schließlich mit einer knappen, doch eleganten, Bewegung seine Hand an. Was auch den gewünschten Effekt erzielte, nämlich dass die Frau verstummte. Sie sah ihn irritiert an, fragend und Gavron ließ sich zu einer Erklärung herab – wobei er versuchte sie nicht zu beleidigen.

„Eure Stoffe und Garderobe, sowie das Gebäck Eurer Köchin, in allen Ehren, Milady. Doch verratet mir was das mit meinem Besuch zu tun hat? Weshalb genau sollte ich der äußerst dringlichen Einladung Eures Gefährten folgen? Wieso ist er noch immer nicht hier?“ Er kannte den älteren Elben schon fast ein Jahrhundert und wenn dieser es dringlich machte, dann war es das auch. Deshalb verstand er diese Verzögerung nicht und dass Ethraim ihm seine Gefährtin aufbürdete. Sein Blick wurde etwas kühler, er wollte eine Antwort, doch bevor die Dame ihm gegenüber des zierlichen Teetisches noch etwas sagen konnte, knallte die Tür zum Salon auf und Ethraim kam herein. „Ich... habe sie verloren..“, kam es belegt von ihm, ehe Gavron aufsprang und in dem Moment bei ihm ankam, als der Weißhaarige zusammensackte und in seine Arme fiel. Egal was der Andere verloren hatte, es war falsch beschrieben, denn was auch immer es war, es war ihm abgenommen worden. Die blutige Kopfwunde ließ auf einen Hinterhalt schließen.

Gavron sandte seinem Drachen eine gedankliche Warnung und dieser breitete seine enormen Schwingen aus und ließ ein drohendes Brüllen hören, so dass die Scheiben allesamt klirrten, aber nicht zerbarsten. Eindrucksvoll in der Tat, auch eine Warnung für denjenigen, der den Überfall ausgeführt hatte. Der Elb blieb noch, bis ein Heiler hier war und bekam leider keine Beschreibung des Täters, nur dass dieser sehr unschön gerochen habe. Das war nämlich das Einzige, was Ethraim sagen konnte. „Ruh dich aus und überlass das mir.“ - „Aber ich wollte sie dir zeigen. Sie dir anvertrauen, denn sie kann großen Schaden anrichten.“ - „Wir können später darüber sprechen.“ - „Das hat keine Zeit...“ Doch das hatte es, denn der grauäugige Elb schloss die Augen und versank in Schlaf. Gavron nickte seiner Gefährtin zu und verließ das pompöse Haus, trat auf die Straße und schloss seinen dunkelgrauen, dicken und robusten Umhang, den er beim Fliegen von längeren Strecken bevorzugte. So sah man seine vornehme Kleidung nicht, konnte nicht den edel verzierten und filigran wirkenden Griff seines Degens erkennen, der auf seine Stellung hindeutete.

Er blieb gedanklich in Kontakt mit Lohenbringer, dem es doch etwas missfiel, dass er als Wachhund zurückgelassen wurde. Jedoch sah er ein, dass er zu auffällig gewesen wäre und nicht durch jede Straße gelangt wäre, ohne die Häuser zu beschädigen. Gavron hörte sich um, erkundete die 'dunklen' Gassen und Schwarzmärkte, die es selbst in der schönen Elbenstadt gab – man musste nur wissen wo und hinter die Tarnung blicken. Und in einer solchen Gasse war es, als er den üblen Geruch wahrnahm, der von einem sachten Windhauch von hinten zu ihm getragen wurde. Ein abschätziges Verziehen seiner Lippen und nachdem er noch weiter der Gasse gefolgt war, in die normalerweise kein Elb einen Fuß hineinsetzte, der etwas auf sich hielt – also fast alle. „Nun denn, was wollt Ihr von mir?“, fragte er und drehte sich um, ließ jedoch nicht erkennen wie angeekelt er von dem Anblick des Mannes war, der nun stehen blieb und dessen Geruch einen Würgereiz auslösen würde, wenn man sich nicht zu beherrschen wusste.

Es war kein reiner Elb, die schwarzen vor Fett strähnigen Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und bis auf die Schulter, unregelmäßig lang. Die dunklen Augen waren stechend, eng beinander stehen und blutunterlaufen. Die Nase war Zeuge vom Alkoholmissbrauch und die Zähne sicherlich nicht vom Teetrinken gelb und teilweise ausgefallen. „Ich dachte Ihr sucht etwas Schönes für Euer Weib.“, grinste der Mann und sein Atem ließ Gavron für einen Moment den eigenen Atem anzuhalten, damit er ihn nicht in sich aufnahm. Da der Windmeister die Kapuze seines Umhangs über den Kopf gezogen hatte, konnte man ihn mit viel Blindheit für einen Zwielichtigen halten, der auf der Suche nach etwas Verbotenem war. Ganz offensichtlich war sein Verfolger so blind, denn dieser schien tatsächlich zu glauben, dass er einen Gleichgesinnten vor sich hatte. „Was ist es?“, fragte der Drachenreiter nach und musterte den Anderen äußerst kühl und etwas genauer. Er ließ Lohenbringer am Geschehen teilhaben und der Drache schnaubte angewidert in seinem Kopf, denn er teilte auch den Geruch mit ihm. Sie brauchte nichts zu sagen, sie hatten den gleichen Verdacht.

„Diese Flasche würde doch ein ganz wunderbares Geschenk abgeben, wenn man Bockmist gebaut hat oder mit leeren Händen Heim kommt.“, sprach´s und schon hielt der Mann in seinen dreckigen Händen eine gewöhnliche dickbauchige Flasche. Doch so gewöhnlich konnte diese Flasche nicht sein, denn Gavrons Nacken prickelte ganz leicht für eine Sekunde etwa. Zudem glaubte er erkennen zu können, dass ihr eine Art bläulicher Schimmer innewohnte. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Woher hast du sie? Es war sicherlich sehr schwierig an sie heran zu kommen.“ Sein Gegenüber fing meckernd an zu lachen und schüttelte seinen Kopf. „Gar nicht, kein bisschen. Ich hab sie einem trotteligen Elben abgenommen und ihm eins übergezogen. Jetzt suche ich einen Käufer.“ Gavron nickte langsam und ließ ein Lächeln sehen, bei dem der Andere nicht wusste, was es bedeuten sollte. „Wann war das?“ - „Erst vor ein paar Stunden. Aber ich glaube, der lebt noch. Der hatte seine kostbare Weinflasche fest an sich geklammert getragen.“ Gavron nickte erneut und trat einen Schritt näher, ehe er mit einer fließenden Bewegung gleich zweierlei Dinge tat. Zum einen streifte er sich zur Einschüchterung seine Kapuze vom Kopf und zum anderen zog er seinen Degen hervor und hielt die Spitze von diesem an die Kehle des Mannes.

„Dieser Elb ist ein Freund von mir und du, du hast keinerlei Ahnung mit wem du es nun zu tun hast. Aber sei es drum. Übergebe mir die Flasche und ich werde dich nicht töten, sondern nur einsperren lassen.“ Sollte es wirklich der Gegenstand sein, den Ethraim ihm hatte geben wollen, war eine Überprüfung dieser angeblichen Weinflasche äußerst notwendig. Ein faszinierend schönes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während seine Augen so kalt wie Eis waren. Die Farbe passte sehr gut dazu, während er den widerwärtigen Mann genau beobachtete. „Nun?“ Nur jemand, der noch dümmer als eine Scheibe Graubrot war, würde dem Drachenreiter seine Worte nicht glauben. Es würde sich zeigen wie weit fortgeschritten die Dummheit des Diebes war. Und es würde Gavron keineswegs das Gewissen belassen, sollte sich sein Gegenüber für einen Angriff und somit für seinen Tod entscheiden.

Shaqir

Oh, welch lästiges Treiben da draußen schon wieder vor sich ging. Ein Gerüttel und Geschüttel war das hier… Ein Glück, dass Shaqir diese Erdbebenhaftigkeit nicht direkt zu spüren bekam, hatte er es doch in seiner Flasche schön gemütlich und ultraweich gepolstert.

Ein widerlicher Mann, ein Schurke, stinkend wie ne Schwarzbrennerei inmitten von in der Hitze gärendem und verwesendem Fleisch, war es, dem es gelungen war die Flasche voller Geheimnisse an sich zu reißen, gewalltvoll, ja nicht ganz uninteressant, doch doch, aber muss denn der tatsächlich so dermaßen stinken?
Shaqir rümpfte die Nase, würgte und streckte dabei angeekelt die Zunge heraus. Ja selbst durch dicke Glaswand und schier undurchdringlichen Verschluss stank es Shaqir bereits bis zum Himmel, den er von hier aus nur erahnen konnte.
Nein, er hatte ja schon so einiges an Abschaum erlebt und überlebt, aber selbst ein magischer, gefangener Geistersklave in der Flasche, gebunden an einen Meister, dessen Wünsche er gezwungen war zu erfüllen, kam gelegentlich an seine Grenzen. Auch in seiner Lage empfand Shaqir sich durchaus dazu berechtigt Prioritäten zu setzen, eine kleine, im Rahmen des Möglichen, selbstbestimmte Auswahl zu treffen und in jedem Fall ein Wörtchen mitzureden, wem er denn nun letztendlich wirklich aufgebunden war.

Alles wurde dunkel. Versteckt hinter schmierigen Lumpen bewahrte der zwielichtige Suffkopf seine Beute auf. Shaqir setzte sich ein Schaf auf den Kopf, um sich verzweifelt die Haare zu raufen. „Ich krieg die Periode... Das Wird ja immer schlimmer!“ jammerte er und drückte sich das Schaf jetzt in sein Gesicht. Alles war gut genug um bloß diesen grässlichen Ausdünstungen zu entfliehen, doch wirklich helfen konnte das irritierte Schaf jetzt auch nicht unbedingt. Er war es in die Mitte des Raums wo es am Boden zerplatzte und eine riesige Duftwolke hinterließ. Für nur einen kurzen Moment zumindest entspannten sich Shaqirs Nasennebenhöhlen und atmeten tief und fast schon danach gierend, durch. Doch auch die Wirksamkeit dieser Methode war nur von kurzer Dauer. Der Dschinn seufzte und ließ sich in seinen Ohrensessel fallen. Die beste Unterfläche um nachzudenken.

Bald wurden Shaqirs angestrengte Gedankenwege durch neue Klänge von außen gestört. Neugierig wie er war, ertrug er es kaum, nicht das Geringste sehen zu können unter diesem miefigen Lumpenpack. Doch die Geräusche sollten kein Problem darstellen. Prompt steckte er sich seinen Daumen in den Mund und pustete so fest er konnte hinein worauf sein Ohr auf die gut hundertfache Größe anschwoll und er es dann gegen die Scheibe knallte um zu lauschen…
„Mhm… Blablabla… oh, interessaaaaant…“ Zufrieden nickte Shaqir seinem Spiegelbild zu und dieses nickte zurück. Sein Gehör funktionierte wirklich tadellos und auch was er dabei vernehmen konnte stimmte ihn dabei nicht weniger neugierig, im Gegenteil. Diese neue Stimme, die sich da in purer Dunkelheit hinter den Wänden der Farbenpracht von Shaqirs Wohnzimmer dazu gesellt hatte, klang äußerst verheißungsvoll…
Da ging auch schon das Licht wieder an, wenn auch mit relativ düsterem Hintergrund.
Ein großer, eleganter Mann mit gezogenem Degen stand vor ihm, seinem Entführer die Klinge an die Kehle gesetzt. „Uh, jetzt wird’s spannend!“ freute sich der Geist und fiel nach hinten in seinen Plusterplumpshocker, in dem zusammen mit einer übertrieben großen Tüte Popcorn versank und sich das Schauspiel „highprime“ reinzog.

Der Kerl grunzte, leckte sich, nun mit einem durchaus angespannterem Gesicht als noch kurz zuvor, über die verbliebenen Ruinen in seinem Mund. „Hey hey… Nur keine Panik, ja? Ich… ich wusste ja nicht, dass der Alte Freunde hat, tut mir ja auch voll leid und so… „ Er tat vorsichtig einen Schritt zurück, streckte dabei seine Hand aus um guten Willen zu zeigen und die Situation für sich zu gewinnen, oder zumindest fürs erste sein Leben zu behalten.
„Neiiin! Tus nicht!“ fieberte der Dschinn in der Flasche mit.
Doch dann, die unerwartete Wendung, der Kerl drehte sich um versuchte wegzurennen, stolperte dabei allerdings über seine eigenen Füße und landete buchstäblich in der Gosse. Eine Pfütze aus Wein oder Bier oder wer weiß, was sonst noch allem platschte hoch und bettete den Dieb, der Shaqirs Flasche dabei fallen gelassen hatte, bevor sie nach kurzem umher schaukeln über die Steine auf der Straße zum Liegen kam.
Der Windmeister war nicht zu Scherzen aufgelegt. Tatsächlich war es so, dass er sogar mehr als nur verärgert war und den Tod des widerlichen Mannes als eine gute Wendung bzw. Lösung ansah. Seine Drohung war ernst gemeint, denn leichtfertig gab er solche Worte nicht von sich. Gavron war jemand, der meinte, was er aussprach. Seine eisblauen Augen fixierten den schleimigen Stinker, während er ihn mit der Spitze seiner Waffe 'in Schach' hielt und wartete auf seine Reaktion und Antwort. Als dieser was von Panik faselte, hob der Hochelb nur pikiert seine Augenbrauen an. Der Mann war ja herzallerliebst, da er ganz offensichtlich nicht wusste, wie man das dieses Wort sachgemäß einsetzte. Ein schlechter Lügner war er ebenfalls, aber etwas Anderes hatte der Größere auch gar nicht erwartet. Ein ebenso schlechter Schauspieler war er ebenfalls und die Geduld Gavrons neigte sich dem Ende zu. Selbstverständlich wusste er was die Geste mit der ausgestreckten Hand bedeuten sollte, doch schüttelte er nur flüchtig seinen Kopf über so viel Unvermögen in einem einzigen Wesen und so wenig Intelligenz.

Der Drachenreiter war schlichtweg überheblich und unterdrückte ein Seufzen, während er seine Stichwaffe etwas senkte. Seine Vermutung wurde bestätigt, als der Kerl zu flüchten versuchte. „Deine Dummheit grenzt schon fast an Traurigkeit darüber, dass sie so stark ist, dass du es nicht einmal merkst.“ Gavron konnte nur erneut leicht seinen Kopf schütteln, denn Pech hatte dieses Wesen auch noch und so war es zu seinem eigenen Glück, dass er ihm nicht sogleich folgen wollte. So ersparte er sich nämlich diese ekelhaft riechenden Spritzer aus der Pfütze eines undefinierbaren Flüssigkeitsgemisches, da er noch hinter ihm stand. „Wenn du flüchtest, werde ich dich verfolgen und töten.“, versprach er mit einem seltsamen Lächeln und einem – den Anderen 'festfrierenden' Blick – während er mit einer fließenden Bewegung die ungewöhnliche Flasche aufhob. Sie war nicht zerbrochen, also robuster als sie aussah. In einer Hand die Flasche haltend, in der anderen seine Waffe, die nun wieder fast den Dieb berührte, betrachtete er die Flasche.

Behutsam drehte er sie, beobachtete das seltsame Farbenspiel, welches nur flüchtig zu erkennen war. „Wer hat dir von dieser Flasche erzählt? Wer wusste, dass sie im Besitz meines alten Freundes ist?“ Ein Blick, unnachgiebig wie das Metall der Zwergenwaffen, traf den Mann. Nur mit einer wahrheitsgemäßen Antwort würde er mit dem Leben davon kommen. Obwohl... Es kam auf die Antwort an, denn sollte er für jemanden arbeiten, würde dieser seinem Auftraggeber verraten, dass er ihm die Flasche wieder abgenommen hatte. Nun denn, Gavron war ein hervorragender Schauspieler, im Gegensatz zu dieser Jammergestalt auf dem Boden. Auch wenn sein Blick nun doch wieder auf der Flasche lag, er würde sofort reagieren können, sollte ein erneuter Fluchtversuch gestartet werden. Der Windmeister spürte das Magische und seine Handinnenfläche, die das Material der Flasche berührte, schien ein leichtes Kribbeln zu überziehen.

Es wäre leichtsinnig diese Flasche hier und jetzt zu öffnen, eine Dummheit sogar. Dafür brauchte er einen anderen Ort und noch einige Informationen, denn er selbst wusste nicht was sich darin befand und er könnte sowohl die pure Glückseligkeit als auch das schlimmste Chaos und Finsternis entfesseln, wenn er sie unbedacht öffnete. Es war schließlich kein Wein darin! Er würde noch einmal bei seinem alten Freund vorbeischauen, ihn beruhigen und dann die Flasche in eine verlassene Gegend bringen, mit Lohenbringer gemeinsam. Wissen war die wahre Macht und ohne auch nur ein winziges Stückchen davon zu besitzen, würde er das Risiko nicht eingehen die Flasche zu öffnen. Leider blieb für Informationen erst einmal nur der Abschaum zu seinen Füßen und Ethraim, sowie dieser wieder richtig bei Bewusstsein war.

Nachdem er endlich einige Informationen erhalten hatte, mit etwas Nachdruck seitens seiner Waffe und dem ersten Blutstropfen auf der schmutzigen Haut des Diebes, überlegte Gavron was er mit ihm machen sollte. Würdest du ihn fressen, wenn er gesäubert wurde?, fragte er gedanklich seinen Gefährten, dessen Entrüstung und Ekel fast seinen eigenen Empfindungen glich. Ich kann ihn zu Asche verbrennen, wenn du dieses Problem als gelöst betrachten möchtest. Der Windmeister ließ ein flüchtiges Schmunzeln sehen, dann überwand er sich selbst und packte den Kerl von hinten am Kragen, machte aber nicht den Fehler nur den Mantel im harten Griff zu haben, sondern auch das speckige Hemd darunter. So brachte er ihn zum Haus seines alten elbischen Freundes, wo er von Dienern bewacht wurde, bis die Hüter des Gesetzes eingetreffen würden.

Gavron selbst warf seine Handschuhe ins Kaminfeuer, ihn ekelte zu sehr diese weiter zu benutzen und setzte sich ans Bett des Verletzten. Dieser wurde nach einer Weile wach und der Hochelb reichte ihm etwas kühles Wasser zum Trinken. "Mein Freund, du wolltest mich wegen dieser besonderen Flasche sprechen. Erzähl mir was du über sie weißt und woher du sie hast. Ich benötige erst einige Informationen, auch Gerüchte und Legenden könnten möglicherweise hilfreich sein." Er lächelte leicht, doch sein Blick war unnachgiebig. Je nachdem was ihm Ethraim erzählte würde er danach sofort zu Lohenbringer gehen und sie zu einem abgelegenen Ort fliegen um mehr über den Inhalt der Flasche selbst zu erfahren oder aber zu dem tiefsten Gewässer, welches er kannte um die Flasche darin zu versenken. Die Flasche hatte er auf dem Weg hier her in seiner Innentasche verborgen, jetzt jedoch hielt er sie in beiden Händen und betrachtete das Farbenspiel.

Shaqir

Zu früh gefreut! So aufregend diese Szene auch begonnen haben mochte, so schnell verlor sie auch schon wieder ihren Reiz. Nicht ganz, aber dennoch musste sich Shaqir damit begnügen lediglich Zuschauer zu bleiben, wie sonst eigentlich auch immer. Der Dieb war auch schon gestellt, zum Glück wars nicht der, in dessen Hände er nun letztendlich gelandet war. Man stelle sich vor, ein trunksüchtiger Taugenichts voller Tatendrang und neu geglaubter Macht… Wobei, auch das hätte ganz witzig werden können. Vielleicht hätte er ein infernales Zeitalter eingeführt und Shaqir wäre endlich einmal so richtig auf seine Kosten gekommen. Wahrscheinlicher jedoch war, dass er sich einfach nur an seiner eigenen Dummheit zu Tode gesoffen hätte, wie beinahe einmal schon jemand…
Dieser Pirat… Nein! Bis heute gelang es Shaqir nicht die Grenzen seines geringen Verstandes zu analysieren. So oft er auch gegrübelt und gerätselt hatte, es wollte ihm einfach nicht in seinen glatt polierten, verspachtelten Schädel, wie man nur so grenzenlos dämlich sein konnte…. Ja gut, die Sucht vermutlich. Selbst Shaqir war davor nicht gefeit. Doch sich selbst in Rum zu ertränken würde nicht einmal ihm einfallen. Na gut, eigentlich wars ja seine Idee. Höchst persönlich erwählt und getestet. An der Praxis allerdings etwas überholungsbedürftig….

In der Zwischenzeit, während der Geist sinnierend in seiner Flasche hockte und seine Gedanken an einen längst Verflossenen richtete, bemerkte nun auch der Dieb, dass er tiefer kaum noch fallen könnte. Dreckig, nass und der Gestank dieser Pfütze übertönte selbst seinen miefigen Eigengeruch, der zwar keinen Deut besser, aber fast schon genauso penetrant war. Verhöhnt und verspottet saß er da, immer noch im feuchten Glitsch, bedroht und am Ende. „Bitte… Ich weiß gar nix… Lasst mich gehen… Ich hab Familie, vier kleine Racker! Sie brauchen mich!“ bettelte er und faltete dabei flehend die Hände vor seiner Brust. „Ich… Ich hab sie zufällig gesehn, dachte sie könnte etwas einbringen. Sah wertvoll aus…“ Sein Blick schwenkte ab, zum Objekt der gegenwärtigen Begierde, das sich nun in des feinen Herrn Hand befand.
Doch nichts da… Eingesperrt wurde er!

Nachdem er erwachte, mit grauenhaften Kopfschmerzen, war das Bild noch etwas verschwommen, doch er erkannte sofort die sanfte Stimme seines Freundes. Er setzte sich auf, nahm dankbar den Becher entgegen und nachdem er einige Schlucke getrunken hatte, überkam ihn auch schon, fast zwanghaft, der Redeschwall. „Ihr… Ihr seid hier… Habt ihr sie? Habt ihr die Flasche?“ Seine Sorgen überdeckten die Schmerzen der Verletzung, wichtig war jetzt nur, dass die Flasche in sicheren Händen war und in Gavrons Händen wusste er dieses Artefakt bestimmt in Sicherheit.
„Sie ist alt und in ihr schlummert ein mächtiger Zauber. Ein Fluch um genauer zu sein. Ihr müsst vorsichtig umgehen, mit dem, was euch bevor steht…. Ihr könnt davon profitieren, wir alle könnten das….“ Ethraim blickte mit kindlich glänzenden Augen auf die glimmenden Wolken im Inneren der Flasche. „Mein guter Freund Gavron… Wenn all die Gerüchte wahr sein könnten und mich meine alten Sinne im jetzigen Moment nicht trüben wollten… dann haben wir hier einen waschechten Dschinn. Die Gerüchte besagen, dass sie Sklaven ihrer Meister sind, deren Wünsche sie erfüllen müssen… Wie oder ob das genau funktioniert…“ Er zuckte lediglich mit den Schultern, hatte er doch zuvor selbst noch nicht das Glück einer solchen Bereicherung erfahren dürfen.

Währenddessen war Shaqir doch tatsächlich weggenickt…. Gut, viel Aufregendes gabs nicht zu sehen, also verpasste er wohl reichlich wenig.
Gavron verzog seine Lippen, es war widerlich wie sehr sich der Dieb erniedrigte. Jetzt erfand er eine eigene Familie und sogar Kinder, etwas was der Windmeister verloren hatte und womit man nicht bei ihm spaßen sollte. Er zeigte nur Gnade in dem er ihn nicht von seinem Leid erlöste und ihn erstach. Er überließ ihn den Wachleuten und verbarg die Flasche unter seinem Umhang, während er zurück zum Anwesen seines alten Freundes ging. Immerhin hatte der widerwärtige Mann die Wahrheit gesagt.

Er saß am Bett seines Freundes, als dieser erwachte und half ihm dabei etwas zu trinken. Nur ganz flüchtig zogen sich die Augenbrauen des Drachenreiters zusammen, so dass es einem kaum sichtbaren zucken glich. Er war es nicht gewohnt, dass Ethraim so gesprächig war und das konnte nur an der seltsamen Flasche liegen, die er nun hervor holte und auf die Bettdecke legte, die über den Beinen des älter aussehenden Elben lag. Das war seine Antwort auf die Frage, ob er die Flasche habe und ein musternder Blick.
Gavron wollte wissen was es mit diesem magischen Utensil auf sich hatte und er erhielt eine höchst erstaunliche Antwort darauf. Das sie alt war und ein Zauber darin schlummerte, das hatte er gesehen und auch gespürt. Doch die glänzenden Augen verrieten ihm auch, dass ihr Inhalt mächtig war und gefährlich. Nach den zunächst etwas wirren und ungenauen, fast schon kryptischen Worten – die seinem alten Freund dann doch wieder ähnlich sahen – erzählte er ihm von einem in der Flasche hausenden Dschinn. Sofort zogen sich jetzt seine Augenbrauen zusammen und der Blick aus eisblauen Augen richtete sich wieder auf die Flasche, die er in die linke Hand nahm und gegen das Licht hielt, langsam drehte um dann den Verschluss zu begutachten. Aus versehen konnte man diese nicht öffnen, selbst wenn man sie fallen ließ, würde sie nicht aufgehen.

„Ich verstehe. Danke Ethraim.“ Der Hochelb lächelte sachte, fast ein wenig nachsichtig und legte seine andere Hand sanft auf den Unterarm des Jüngeren, auch wenn dieser älter aussah als er. Dann erhob er sich und versprach: „Ich werde mich um diese Flasche kümmern, sei unbesorgt.“ Er lächelte wieder, dieses mal jedoch undurchsichtig, so dass sein Freund nicht wusste, was er davon halten sollte. So sank er zurück in seine Kissen, während Gavron sein Anwesen verließ und zu Lohenbringer schritt. Sein Gefährte hatte er natürlich an dem Gespräch teilhaben lassen und so fragte er ihn Soll ich versuchen sie zu schmelzen, so dass sie niemals geöffnet werden kann? Für einen Moment musste der Windmeister überlegen, dann nickte er. „Aber nicht hier.“

Die Flasche sicher verstaut stieg er in den Sattel und nach einem kräftigen abstoßen erhoben sie sich in die Lüfte. Sie waren nicht auf der größten Insel gewesen und somit nicht auf Ardalath, es war eine kleinere Insel. Nun jedoch steuerten sie eine wirklich kleine Insel an, in deren Nähe keine bewohnten Inseln lagen, weshalb es einige Zeit dauerte, bis sie dort auf dem felsigen Boden landeten. Denn diese Insel bestand nur aus Felsen, Gestein und eben solchen Höhlen, in deren Mitte ein kristallklarer See lag. Man konnte auf den Grund sehen, denn besonders tief war er nicht, aber das Wasser war nicht genießbar, weshalb auch keine Tiere darin lebten.

Gavron stieg von seinem Drachengefährten, stellte die Flasche auf einen halbmannshohen Felsbrocken und entfernte sich dann. Es war immer wieder beeindruckend, wenn Lohenbringer Luft holte und diese dann das Gas aus seinem Inneren hervordrückte, welches er selbst entzünden konnte, sobald es in seinem Rachenraum gelangt war. So schoss ein Feuerstrahl hervor, dessen Farbe bläulich erschien, was man aber nicht mit den Farben einer Kerzenflamme verwechseln durfte. Denn während die etwa bei nur 600 Grad lag, war das heißeste Feuer wozu Lohenbringer fähig war, bei knapp unter 10.000 Grad. Nachdem er jedoch dieses Feuer ausgestoßen hatte, dauerte es eine geraume Weile, bis er erneut Feuer erzeugen und 'spucken' konnte. Der Flammenstrahl umhüllte die Flasche gänzlich, doch als die Flammen verschwunden waren, lag kein geschmolzener Klumpen dort, sondern die unversehrte Flasche des Dschinns. „Nun gut, dies ist also nicht die Lösung.“, bemerkte Gavron und musste ein Schmunzeln unterdrücken, weil der Drache hinter ihm wütend und beleidigt zugleich schnaubte. Da gab es doch tatsächlich etwas, was seinem Feuer widerstehen konnte! Lohenbringer war not amused!

„Es bleibt nichts anderes übrig, ich werde sie öffnen. Vielleicht tun wir dem Dschinn Unrecht, wenn wir ihn für immer einsperren wollen. Allerdings...“ bezweifelte er es, sah er doch die glänzenden Augen seines sonst so besonnen Freundes wieder vor sich. Macht verlockte, Macht veränderte und so war es niemals gut, wenn ein einzelnes Wesen zu viel davon besaß. Da hier keine weiteren Lebewesen waren, außer dem Drachen und seinem Reiter, zog Gavron an dem Verschluss der Flasche – die noch immer auf dem Felsbrocken stand – und trat dann drei Schritte zurück. Aber er befand sich noch in Reichweite seines Schwertes, was bedeutete, wenn er es zog, konnte er damit die Flasche treffen. Seinen Umhang hatte er auf der Schwertseite nach hinten geschlagen. Mit diesem konnte er Schatten töten, vielleicht auch den Dschinn, sollte es nötig sein. Aber er selbst stand erst einmal nur ganz ruhig da, in einer für ihn gewohnten eleganten Art. Aufmerksam lag sein Blick auf der Flasche, harrend der Dinge, die da kommen mochten.