Lost Chronicles

Normale Version: Von Amazonen, Schattenkriegern und wirbellosen Geistern
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2

Irihapeti

Es war wieder einmal Regenzeit in Kalybrien. Einem Ort, der so einzigartig ist wie die Natur selbst, eine Flora und Fauna, die es ansonsten nirgends auf der Welt gab. Angefangen von den riesigen Kapokbäumen an dessen Spitze man über alle anderen herabblicken und dennoch niemals das gesamte Gebiet erblicken konnte. Denn hinter allen anderen Bäumen und Sträucher bargen sich Geheimnisse, die ein Fremder nicht einmal erahnen konnte. Doch auch der Baum selbst brachte allerlei Leben hervor, von Baumsteigerfröschen bis hin zu Bromelien und Orchideen an dessen Nektar nur Insekten heran kämen, die einen äußerst langen Rüssel haben mussten. Aber es gab auch mörderische Pflanzen, wie Würgefeige, die an der Spitze eines Baumes entstand, dort wo die Sonne scheint, den Baum ummantelt und nach unten wächst, bis sie die Wurzeln des Baumes erreicht hat, um ihn gänzlich sämtlicher Nahrung zu berauben, sodass dieser unweigerlich ersticken musste. Hoch oben auf den Baumkronen thront eine Harpyie, die auf ihre Beute lauert. Auch unzählige Primaten und schillernde Vögel hausten in den Bäumen. Doch auch am Boden gab es allerhand zu entdecken. Viele verschiedenen Insektenarten und große Reptilien lebten dort, die mehr oder weniger gefährlich,wie auch harmlos waren. Manch eines konnte sogar die Farbe wechseln. Dann waren auch noch die gefährlichen Raubkatzen vor denen man sich in Acht nehmen musste und dessen Knurren man schon von weitem hören konnte. Ein Knurren, das selbst die mutigste Kriegerin unter ihnen erzittern ließ. Denn es kam schon vor, dass eine unbedarfte Amazone von ihnen angegriffen wurde und die Attacke nicht überlebte, glücklicherweise war dies jedoch recht selten.

Für jeden Fall trug ihr Volk jederzeit Waffen mit sich. Irihapeti selbst bevorzugt zwei Kurzschwerter, dies hatte den Vorteil, dass man sich nebenbei auch gut durch das Dickicht kämpfen konnte. Sie hatte sich diesmal zu weit hinaus gewagt auf der Suche nach Nahrung und dabei ganz die Zeit vergessen. Blitz und Donner erinnerten sie daran, dass der Abend wieder nahte, es blieb viel zu wenig Zeit um ins Amazonenlager zurück zu kehren. Es musste eine Alternative her und das so schnell wie möglich! Also setzte sie ihren Weg fort während der Regen ihr folgte. Es ein warmer Regen, der auf ihr herab prasselte und an ihrer Haut abperlte. Sie hatte nicht viel an, lediglich eine leichte ihren Kurven angepasste Lederrüstung. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen, jedoch kunstvollen Zopf zusammen gebunden, damit sie nicht überall hängen blieben. Bei der warmen Luft und der hohen Luftfeuchtigkeit kam man hier recht leicht ins Schwitzen, sodass zu viel Stoff und Rüstung kontraproduktiv waren und die Bewegungsfreiheit stark einschränkten.

Irihapeti lief weiter über die feuchte Erde und das Gras, die Sträucher beiseite schiebend oder weg schneidend bis sie endlich ihre Rettung in Form eines Höhleneinganges gefunden hatte. Diese Höhle war ihr noch gänzlich unbekannt, dennoch ein willkommener Schutz vor diesem Unwetter. Und so ging sie hinein und watete durch den Matsch des immer wieder höher steigenden Wassers, das sich ihr auftat. Sie sah sich um, erblickte einen Felsvorsprung und dann noch einen … und so krallte sie sich daran fest. Es war kein leichtes Unterfangen, denn alles war feucht und glitschig und sie drohte dabei jeden Moment abzurutschen. Nichts desto trotz versuchte sie es weiter und weiter bis sie schließlich wieder auf einer trockenen Plattform saß. Keuchend vor Anstrengung verweilte sie ein wenig dort. Doch sie musste weiter, der Wasserstand wurde stetig höher und schon bald würde dieser Teil der Höhle überflutet werden. So marschierte sie weiter … einige schmalen Gänge entlang, die Augen stets ihr gesamtes Umfeld erfassend, denn man konnte nie wissen, was einem in der nächsten Ecke erwartete. Gut möglich, dass dies auch als Unterschlupf gefährlicher Raubtiere dienen konnte. Und so ging sie weiter und weiter bis sie an etwas ihr vollkommen Unbekanntes stieß. Vor ihr erstreckten sich zwei säulenartige Konstrukte, die sich weiter oben in der Mitte trafen. Seltsame Glyphen waren darin eingeritzt in einer ihr vollkommen unbekannten Sprache. Fasziniert davon näherte sich die Amazone diesen und fuhr mit den Fingerspitzen entlang um sie zu erfühlen und bereute es, dass sie kein Pergament bei sich trug, um diese Symbole graphisch fest zu halten. Und so prägte sie sich diese in ihrem Kopf ein. Möglicherweise konnten ihr später die Hüter des Wissens dabei helfen dieses Geheimnis zu entschlüsseln.
Der Schatten war monströs, erst nur ein wabernder Nebel, eine formlose Masse aus Dunkelheit, welche sich rasend schnell zu einer deformierten Gestalt formte, welche jedoch stets in Bewegung war und in Veränderung. Das Auge hatte keinen Punkt an dem es sich festhalten konnte, keine Form die es dauerhaft definieren oder zuordnen konnte, der Schatten schien zugleich alles und nichts.
Es kreischte laut, in einer Tonhöhe die durch Mark und Bein ging, während es sich halb zusammenkauerte und der Warlock instinktiv sehen konnte dass der Schatten ihn fixierte, denn Augen waren in der dunklen Masse des Kopfes nicht wirklich zu erkennen.
Man konnte einen Schatten nicht verletzen, genauso wie es unmöglich war der Dunkelheit einen Arm oder ein Bein abzuschlagen, oder die Kehle aufzuschlitzen. Ein Schatten war nicht zwingend fest und greifbar und gewöhnliche Waffen glitten durch ihn hindurch als bestünde er nur aus Rauch und ohne Schaden zu hinterlassen. Tatsächlich gab es nur sehr wenige Wege um einem Schatten wirklichen Schaden zuzufügen, nämlich Magie oder das Metall der Altvorderen, welches in mühsamen Prozessen kalt geschmiedet werden musste um seine Fähigkeiten auch in verarbeiteter Form zu erhalten.
Bran versuchte seinen Atem zu beruhigen, während er das lange Schwert mit beiden Händen umfasste und wartete. Man startete keinen Angriff gegen solche Gegner, wenn sie scheinbar verletzt und geschwächt in der Ecke kauerten, in die Enge getrieben vor den Überbleibseln eines alten Sternentores, welches schon seit Jahrhunderten nicht mehr funktionierte.
Die helle Klinge seines Schwerts war bereits mit Blut bedeckt, mit seinem eigenen. Es tropfte still und leise, von der tiefen Verletzung an der Schulter seinen Arm hinunter und lief die Klinge hinab. Und das war sicher nicht die einzige Verletzung die er bereits davon getragen hatte, tiefes Luft holen fühlte sich nach einer gebrochenen Rippe an.

Der Warlock tastete nach seinen Runen, veränderte seinen Stand, während er den anderen Schatten in sich toben und zetern hörte, einerseits für Seinesgleichen wetternd, andererseits unwillig die eigene Existenz aufs spiel zu setzen. Aber das war schon immer so gewesen, überleben konnten sie nur gemeinsam, denn sie teilten sich einen Körper und eine Seele.
Schlagartig veränderte sich die Atmosphäre. In einem Moment noch lauernd und abwartend, sprang der Schatten binnen eines Herzschlages auf. Eine wilde und undefinierte Masse aus Dunkelheit und stürzte sich auf den Warlock, um ihn einfach hinweg zu fegen und zu verschlingen.
Bran verzichtete auf die Rune, zu wenig Zeit zum wirken, stattdessen griff er das Schwert fester. Warten… Warten bis es fast schon zu spät war. Ein Schritt in den Schatten, an anderer Stelle wieder hinaus, besserer Standpunkt. Das Schwert kreiste und blitze im trüben Licht in einer kurzen Mühle, bevor er es auf den Schatten nieder fallen ließ.
Ein ohrenbetäubendes Kreischen. Er hatte zu wenig Abstand!
Treffer.
Bran segelte einige Schritt weit durch die Luft und landete hart am steinernen Boden vor dem alten Portal. Stechender Schmerz im Brustkorb, keine Luft zum Atmen. Schwert noch in der Hand. Gut!
Keine Zeit für Schwäche! Er japste immer noch mühsam nach Luft, jeder Atemzug begleitet von quälenden Schmerzen. Aber so lange er noch atmen konnte, war die Lunge noch nicht aufgestochen. Keine Zeit dafür! Der Schatten raste vor Zorn, ob der Schmerzen die man ihm zugefügt hatte. Es stürzte abermals in blindwütiger Raserei auf Bran zu.
Jetzt war die Gelegenheit für die Rune! Hastig gewirkt und doch mit aller Konzentration die er aufbringen konnte. Der Schatten war über ihm pulsierte schier aus Hass und Mordlust und die Rune entlud sich in einem grellen Blitz.

Und für einen Moment schien es, als würde die Zeit stehen bleiben. Die freigesetzte Magie der Rune mischte sich mit der dunklen Kraft des Schattens. Etwas schien zu erwachen, Glyphen begannen zu glühen, zu leuchten zu strahlen. Ein alter Zauber erwachte für einen Herzschlag nur zu neuem Leben, ein Portal öffnete sich und schluckte Warlock und Schatten, bevor die alten Säulen endgültig in sich zusammen brachen und der letzte Rest Magie verpuffte.

Als Brans Sinne wieder funktionierten schmeckte die Luft anders. Wo war er? Um ihn herum nur Stein, Licht dass von einer hohen Decke in vereinzelten und konzentrierten Strahlen den Boden traf. Die Luft war… feucht und schwül.
Bevor er sich wieder aufrichten konnte, war der Schatten über ihm, drückte ihn zu Boden und baute sich über ihm auf. Dem Warlock entfuhr unwillkürlich ein gequälter Laut des Schmerzes.
Schwert! Wo war sein Schwert? Beim Sturz davon geschlittert über den steinernen Boden und außer Reichweite. Und für Runen blieb nicht die Zeit…
Vielleicht konnte er ja noch einen letzten Trick aus dem Ärmel schütteln, aber die Chancen standen sehr schlecht.

Irihapeti

Voller Faszination bewunderte die Amazone dieses Werk vor ihr. Sie war dabei so in Gedanken versunken, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, dass etwas anders war. Die Glyphen begannen zu leuchten. Doch dann war es auch schon zu spät. Eine Druckwelle erfasste ihren Körper und drückte ihn gegen die nächstbeste Höhlenwand. Etwas veränderte sich, die Luft wurde kühler und etwas kam zwischen den Säulen hervor, etwas Dunkles und Unheilvolles. Eine düsterere rauchartige Gestalt drang aus dem Torbögen hervor. Irihapeti riss die Augen auf vor Schreck und starrte wie gebannt auf den dunklen Nebelschwaden. So etwas hatte sie noch nie gesehen! Noch ehe sie etwas tun konnte, ließ die Druckwelle wieder von ihr ab und sie schlug unsanft mit den Knien voran auf den Boden auf und konnte sich noch rechtzeitig mit den Armen abstützen um Schlimmeres zu vermeiden. Dabei versuchte sie möglichst keinen Laut von sich zu geben, um diese Energie nicht versehentlich auf sich aufmerksam zu machen. Noch wurde sie gesehen. Konnten diese Geschöpfe überhaupt sehen? So ganz ohne Augen? Oder war ihre Wahrnehmung eine Andere? Wie auch immer, sie musste schnell hier weg! Ganz alleine würde sie gegen solch ein Ding ohnehin nicht ankommen, zumal sie nicht einmal wusste, wie … doch dann hörte sie den gequälten Schrei. Allen Anschein nach war dieses schwarze Ding nicht alleine gereist. Da war noch jemand … ein Mensch! Für einen kurzen Moment hielt sie inne und wog die Optionen ab. Irihapeti konnte immer noch fliehen. Sie kannte diesen Mann nicht und das war nun wahrlich nicht ihr Problem. Andererseits … was war, wenn das Schicksal sie aus einem bestimmten Grund hier her verfrachtet hatte und dieser Mann gerade versuchte etwas zu töten, was ihr und ihrem Stamm noch gefährlich werden könnte? Denn offensichtlich war es alles andere als gutartig. Verdammt! Sie biss sich auf die Lippen. Ihr Kopf begann innerlich zu rauchen.

Irihapetis Entschluss war gefasst, sie würde den Mann helfen, doch wie legte man sich mit etwas an,was nicht aus Fleisch und Blut bestand? Sie blickte zu der Rauchgestalt, diese war durch und durch Dunkel. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Licht! Licht war der große Feind der Dunkelheit. Doch wo sollte sie auf die Schnelle und bei diesem Wetter da draußen zu einer geeigneten Lichtquelle gelangen? Abgesehen von ein paar Blitzen, die ab und an die Höhle erleuchteten war nicht viel davon zu sehen. Wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her! Verrückterweise war dies nun tatsächlich der Fall. Denn irgendwo im hintersten Winkel der Höhle sah sie etwas aufleuchten. Irihapeti kniff leicht die Augen zusammen. Doch noch ehe sie sich über den geheimnisvollen Lichtschein nähere Gedanken machen konnte, musste sie noch etwas anderes erledigen. Der Kerl da drüben … er schrie immer noch!

So zog sie nun ihre Schwerter um zu spiegeln und lenkte Lichtstrahl zu der dunklen Materie. Und tatsächlich … etwas geschah. Ein Zischen war zu vernehmen. Oder war das ein Fauchen? Oder etwas anderes? War das überhaupt ein Geräusch? Auf jeden Fall reagierte es auf sie und wich für einen kurzen Augenblick zurück, nach oben, löste sich kurzzeitig auf … ehe es sich wieder manifestierte und nun direkt in ihre Richtung zusteuerte. Wie von einer Tarantel gestochen erhob sich die Amazone und machte Anstalten zu fliehen.
Bran hatte nicht die Zeit dass er sich groß um seine Umgebung kümmern konnte, oder in sich aufnehmen, wo er gelandet war. Er blickte gerade dem drohenden Tod ins Auge und einem sehr unangenehmen noch dazu. Alles andere war in dieser Relation gesehen ganz einfach zweitrangig und gehörte zu einer Sorte von Problemen um die er sich kümmern konnte, wenn er überlebt hatte. Falls er überlebte, denn im Moment sah es eher schlecht dafür aus.
Im Moment sah er nur einen einzigen Ausweg, er konnte versuchen die Kraft seines Gegners zu absorbieren und darauf hoffen, dass es ausreichte um ihn zu besiegen. Allerdings würde das auch bedeuten dass er damit den Schatten stärkte, der in ihm wohnte. Und nur die Götter wussten was passieren würde, wenn er die Kontrolle verlor.
Aber er sah keinen anderen Ausweg mehr.

Ein Lichtstrahl fiel durch die Höhle und schnitt hell und klar durch die Drohende Dunkelheit. Der Schatten schien zu fauchen und zu knurren, schien sich kurz zurück zu ziehen, bevor er sich wieder verdichtete, vom Warlock abließ und sich in rasenden Zorn auf die Quelle des Lichts stürzte.
Bran holte tief und rasselnd Luft, als der Schatten von ihm wich und kämpfte sich leise stöhnend wieder auf die Beine. Mit der einen Hand hielt er sich schützend die Seite, durch die mit jedem Atemzug ein schmerzhaftes Stechen fuhr und er spuckte einen Mund voll Blut aus.
Da war eine Frau, die sich gerade zur Flucht aufmachte, hatte sie den Schatten von ihm abgelenkt? Wahrscheinlich, denn zumindest fand sein hastig umher geworfener Blick keine anderen Gestalten. Aber sie schien nicht bereit dafür es mit einem Schatten aufzunehmen.
Sein Schwert? Bran ignorierte die Schmerzen, während er es wieder vom Boden aufsammelte und biss die Zähne zusammen. Ein Heiltrank wäre jetzt verschwendet, die Wirkung zunichte gemacht, bevor sie ganz beendet war. Nein, er musste noch ein wenig aushalten.
Die Kraft, welche der Schatten in seiner Seele ihm verlieh, machte es leichter die Schmerzen zu ignorieren. Er stürzte dem Monster aus Rauch und Dunkelheit hinterher und noch im Rennen holte er eine seiner Runen hervor. Bran hielt nur kurz inne um sie zu wirken, so dicht wie er eben an den Schatten heran kam und plötzlich war die Luft erfüllt von Hitze und Rauch. Dieses Mal war ein deutliches und gequältes Kreischen von dem schattenhaften Monster zu hören, als ihm ein kräftiger Flammenstoß entgegen schlug und es kurzzeitig einhüllte.
“Licht! Kannst du noch mehr Licht erzeugen?” rief er der Frau zu, während er darauf warten musste, dass die Hitze wieder abklang und er wieder an seinen Gegner herankam. Aber kaum war es auf ein erträgliches Maß herabgesunken, war er schon wieder heran und ließ die Klinge aus Altvorderenmetall in einer großen Mühle durch die Luft pfeifen.
Der Schatten schien zu schrumpfen, und an größe und Masse verloren zu haben, aber er war weit davon entfernt einfach aufzugeben und sich aufzulösen.
Wäre er nicht so verletzt gewesen, hätte der Walrock den Angriffen seines Gegners sicherlich mehr entgegen zu setzen gehabt. Aber so hatte er seine liebe Not ihnen rechtzeitig auszuweichen, und als er das Schwert hob um zu blocken, wurde seine Verteidigung einfach beiseite gefegt und er abermals von den Füßen gerissen und er landete wieder schmerzhaft auf dem Boden.

Irihapeti

„Oh Nein, Oh Nein, Oh Nein ...“, murmelte die Amazone vor sich hin und sei es nur um sich selbst zu beruhigen. Bloß nicht hysterisch werden vor der unbekannten Gefahr. Warum nur war sie gerade in diese Höhle gekommen und was verdammt noch einmal hatte sie bloß geritten bei dem Versuch den Schatten von diesem Kerl zu lenken. Einen Mann, den sie überhaupt nicht kannte und der Ihresgleichen vermutlich auch nicht dienen würde, so wie er aussah. Also was hatte sie nun davon? Außer, dass ihr Leben nun an einem seidenen Faden hing?

Und so konnte sie nur eines tun, Beine in die Hand nehmen und schnell davon laufen. Der Rauch war ihr dicht auf den Fersen. Je näher er kam, desto mehr konnte sie die unheilvolle Aura spüren, die von ihm ausging. Während sie rannte schlug sie den einen oder anderen Haken und versuchte möglichst nicht geradeaus zu rennen. Doch zu ihrem eigenen Glück war dieser Kerl nicht so feig, wie sie es sich zunächst gedacht hatte. Ein Kreischen in Richtung Schatten zeigte ihr, dass er irgendwas gemacht haben musste. Doch noch ehe sie ihn fragen konnte, forderte er sie auf noch mehr Licht zu erzeugen. Etwas verdattert sah sie zu ihm hinüber. Sah sie etwa aus wie eine lebende Fackel? Was sollte sie nun tun, sich anzünden?

„Ich … ich kann nicht“, antwortete sie und sah zu, wie er mit seinem Schwert durch den Schatten zog. „Was ist das für ein Ding?“ Sie reagieren auf Schwerter? Iri zog nun ihre Schwerter heraus, um sich im Zweifelsfall verteidigen zu können. Die Rauchgestalt schrumpfte in sich zusammen. Also hatte zumindest der Kerl etwas richtig gemacht. Der Mann mit dem Schwert wurde sogleich von den Füßen gerissen und lag am Boden. Und so näherte sich die Amazone hob nun ihr Eigenes, näherte sich so mutig sie in einem solchen Moment sein konnte den Schatten und schnitt durch ihn hindurch. Nichts geschah.

„Es wäre doch zu schön gewesen.“, murmelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart. Licht … sie musste irgendwie das Licht wieder finden. Wenn sie es schon nicht selbst erzeugen konnte. Und so lief sie schnell an jene Stelle in der sie zuvor den Lichtstrahl gesehen haben glaubte. „Seltsames Licht … komm schon offenbare dich mir.“ Und tatsächlich … da war es wieder. Strahlend hell und leuchtend, so wie vorhin. Und so eilte sie zu dem seltsamen Licht hin und entdeckte … eine Flasche? Mit leuchtenden Inhalt? Nun gut … besser als nichts, dachte sie steckte ihre nutzlosen Schwerter wieder ein und hob sie vorsichtig in die Höhe. Es fühlte sich nicht heiß an und war auch nicht sonderlich schwer, so wie es der Fall war, wenn sich eine Flüssigkeit darin befände. Möglicherweise war dies eine Art magisches Licht? Ausgehend von einem Lichtwesen … das das Dunkle nun besiegen konnte? Sie konnte dahingehend nur spekulieren. Sie hob die Flasche nun fest in ihren Händen und hob sie in die Höhe. „Weiche von mir … körperloses Wesen“, sprach sie zu dem Schatten, der sie vermutlich ohnehin nicht verstehen konnte. Um dem noch eines drauf zu setzen zog sie dessen Korken. Denn ungemütlicher konnte es hierbei wohl nicht mehr werden. Oder etwa doch?

Shaqir

Den heutigen Tag konnte Shaqir jetzt schon als recht produktiv vermerken, so ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Tagewerken in der Einöde, denn seit dem ersten Augenaufschlag nach einer geruhsamen Nacht verbrachte er die vielen, sonst so sinnlosen Stunden mit sich allein, diesmal damit seine Augenbrauen zu zupfen, eine lustig prickelnde Maske aufzutragen um der Haut die doch so notwendige Feuchtigkeit zukommen zu lassen und sich nach einem kräftigenden und ausgiebigen Frühstück an den Morgensport zu wagen. Endlich, nach ewigen umher Geschiebe der Terminfixierung war es nun soweit der Diät einen deutlichen Wichtigkeitsfaktor einzuräumen. Die körperlich deutlich sichtbaren Folgen von zahlreichen Leckereienmissbrauch und selbst endlos andauernden Fressattacken konnten zwar im Nullkommanichts hinfort geschnippt werden, doch was hatte der Flaschengeist denn sonst schon großartig zu leisten…?
So schlüpfe er voller Tatendrang in sein hautenges, Perlmutttürkis schimmerndes Trainingskostüm, schnippte sich hippe Tanzmusik von morgen herbei und steppte los. „Und hoch, und runter, und hoch und runter, und hoch und runter, und kreisen, kreisen, kreisen…“, schmetterte er energisch dabei mit schwang die Hüften.

Es war ja beinahe schon eine Farce, dass ausgerechnete am einzigen Tag, an dem außerhalb dieser dämlichen Glasgemäuer endlich einmal etwas passierte und der einzige, der sich daran erfreuen hätte können mit Bauch-Beine-Po zu beschäftigt war m davon auch nur das Geringste mitzubekommen. Jawohl. Eine Farce! Gut, dass Shaqir davon nix mitbekam, sonst würde er wohl ausgerastet sein werden… oder so ähnlich.
So mitten im Training, der gute Geist in der Flasche kam schon ganz schön ins Schwitzen, beschlug das Glas sodass sowieso nichts mehr zu erkennen wäre, in keine der möglichen Richtungen, doch bald schon wurde es etwas zu dunkel und Shaqir war versucht durch die langsam aufkommende Müdigkeit aufzugeben, doch nix da! Volle Festbeleuchtung musste es werden, so schossen aus seinen Fingerspitzen leuchtende, bunte, blinkende Kugeln in die Luft die dann im ganzen Raum umher tanzten, zusammen mit ihm und seinem neuen Ansporn durchzuhalten. „Und dehnen, und dehnen, und hoch und runter und hoch und runter, Hüfte, Hüfte, Hüfte…“, als plötzlich und absolut, völlig unerwartet der verfluchte Deckel der Flasche aufging und Shaqir in einer feinen Wolke aus seiner gewohnten Umgebung gezogen wurde und sich schließlich in einem dunklen und feuchten Raum, wenn man das denn so nennen mochte, vor einer ziemlich verwilderten Frau manifestierte.

„Huch!“ entfuhr es ihm, etwas peinlich berührt, denn auf Besuch war er doch so ganz und gar nicht eingestellt, also im Moment jedenfalls. Doch ein schnelles Schnippen ließ die fluffigen lila Wandenwärmer und das dazu passende Stirnband schnell verpuffen. So schwebte er nun in voller Größe und ursprünglicher Eleganz vor seinem neuen Batal und verbeugte sich, tief genug um sein vor Scham gerötetes Gesicht zu verbergen. Oder wars doch Zorn, dass er mitten im ersten Training aller Zeiten seinerseits gestört wurde…?

„Batal, ich bin hoch erfreut euch zu begegnen und tief getroffen, dass es heute sein musste… Aber seis drum. Ich bin Shaqir, euer… Üäh!!! Schwarze Suppe! Is das grauslich…“
*Schnipp* und schon stand eine kleine dicke Frau mit Schürze und klobigen Lockenwickerln auf dem Kopf vor der Schwarzhaarigen. Ein komisches Ding hielt sie in den Händen und als sie einen kleinen Hebel am Griff der Apparatur betätigte ertönte ein ohrenbetäubendes Geräusch. Waghalsig hielt sie dem schattigen Gegner ihre vermeintliche Waffe entgegen und schwupp, war er verschwunden. In einem Beutel. „Mit einem Wisch, ist alles weg.“ Zufrieden fürs erste wandte sich Shaqir in seiner Lieblingsgestalt wieder zurück an die andere. „Tut mir leid für die Unterbrechung, Teuerste, ich lass ihn gleich wieder raus, versprochen…. Wo waren wir noch gleich? Ah ja, Ich bin Shaqir, euer Diener und Betreuer für den Zeitraum der nächsten drei Wunschtätigkeiten.“
Den Beutel des… Schattenfressers oder auch Allessaugers, den er vermutlich gerade erfunden hatte, ließ er hinter seinem Rücken, denn so einfach war das Geschäft ja nun auch wieder nicht. Vielleicht konnte das schwarze Ding darin ja noch nützlich werden…

Da war noch jemand, ein komischer anderer Mensch. Langhariger Kerl, recht dreckig und ein bisschen miefig. Shaqir war nicht sehr glücklich über seinen Anblick, aber die meisten Männer machten heutzutage ja sowieso nichts mehr aus sich. Da wäre ja schon ein Bad viel zu viel verlangt. „Hmm, den kann ich auch einsaugen, wenn ihr das wünscht….“ Er zwinkerte der Dame zu nachdem er sein spitz zahniges Grinsen vom Kerl abwandte.
“Dass ist ein Schatten aus der Leere zwischen den Welten!” presste er angestrengt zwischen zwei Schwerthieben hervor und sah ganz und gar ohne Überraschung zu, wie ihre Schwerter durch die wabernde Dunkelheit glitten ohne jeglichen Schaden anzurichten. Mit einem Ausfallschritt startete der Warlock den nächsten Angriff auf das Monster um dessen Aufmerksamkeit wieder an sich zu binden und von der jungen Frau abzulenken. “Bemüht euch nicht. Metall der Altvorderen, Magie oder starkes Licht. Alles andere ist sinnlos.” Mit jeder weiteren Bewegung wich er ein Stück weiter zurück, weg von der jungen Frau und ihren gegen den Schatten vollkommen nutzlosen Waffen. Aber er spürte, dass er über seine Grenzen schon hinaus war, dass dieser Kampf bereits seine Reserven aufbrauchte und er bald an einem toten Ende ankommen würde. Und zwar in einem sehr wortwörtlichen Sinne.
“Was ist jetzt mit Licht?” es war eine schwache Hoffnung, die da noch blieb.
Denn das, was als allerletzter Ausweg blieb, wäre kein Pfad den er er freiwillig gehen würde, zumindest nicht so lange er noch eine Wahl hatte.

Das öffnen der Flasche hatte einen anderen Effekt als irgendjemand wohl erwartet hatte. Kein Licht drang aus der Öffnung, nachdem der Korken entfernt wurde. Bran war noch zu sehr auf den verzweifelten Kampf mit dem Schatten konzentriert, als dass er mitbekommen hätte was genau passierte, nachdem sie die Flasche geöffnet hatte. Aber die Auswirkungen waren sofort zu spüren, denn seine Angriffe gingen plötzlich ins Leere, der Schatten war verschwunden. Das Blut rauschte in seinen Ohren während er unwillkürlich einen Schritt nach vorne taumelte und in die Knie sank. Bei der Frau war ein andere Mann aufgetaucht, sprach davon ihr Diener zu sein und von Wünschen. Kam der Kerl etwa aus der Flasche?
Vorerst war es ihm egal. Seine Finger zitterten, während er nach einem seiner Heiltränke tastete, die kleine Flasche entkorkte und sogleich leerte. Der vertraute bittere Geschmack breitete sich auf seiner Zunge aus und sein Atem beruhigte sich wieder, sehr langsam.
Die Schmerzen wollten sich jedoch nicht wirklich beruhigen, die gebrochene Rippe war mit einem Heiltrank wohl kaum ausreichend versorgt.
Wo war er gelandet? Denn es war ihm klar, dass er sich nicht mehr in seiner Heimatwelt Vandrigg befand. Durch die Höhle war es jedoch nahezu unmöglich genauer festzustellen, wohin es ihn verschlagen hatte.
Trotzdem kämpfte er sich mühsam wieder auf die Füße und spuckte einen Mund voll Blut auf den Boden. Mit langsamen und bedachten Schritten näherte er sich dem ungleichen Paar, welches auf der anderen Seite der Höhle stand. Das Schwert hielt er immer noch in der Hand, aber die Klinge deutete zu Boden. „Ich denke, ich muss mich für die Hilfe bedanken. Und bitte verzeiht dass ich euch in Gefahr gebracht habe.“ die letzten Worte hatte er direkt an die junge Frau gerichtet. Es war wohl ihr Pech und sein Glück gewesen, dass sie sich zufällig in genau der Höhle aufgehalten hatte, in welcher er mit dem Schatten aufgetaucht war. Denn ganz auf sich alleine gestellt, hätte er wohl nicht mehr lange durchgehalten. Immerhin schien sie unverletzt…
„Wo… wo sind wir?“ fragte er schließlich noch nach um auch endlich diese Ungewissheit los zu werden.

Irihapeti

Ein Schatten aus der Leere zwischen den Welten. Das war doch klar. Wie konnte es auch anders sein? „Wie kann etwas, das sich Leere nennt, Schatten werfen?“ Doch die Amazone verkniff es sich noch weitere Fragen dieser Art zu stellen, war doch dieser Mann gerade sehr beschäftigt sich mit dieser dunklen Materie anzulegen, als ein Schwätzchen zu halten. Und sollten sie beide das überleben konnten sie dies immer noch nachholen. Vorausgesetzt dieser Kerl würde nicht ebenso schnell wieder verschwinden, wie er aufgetaucht war. In diesem Fall würde er lediglich mehr Fragezeichen auf ihrem Gesicht hinterlassen. Ihr Versuch ihm zu helfen erwies sich jedenfalls als nutzlos. Sie nickte, angesichts der Erklärung, die genauso gut, wie jede andere sein konnte. Dennoch kam sie sich in diesem Augenblick doch furchtbar überfordert mit der Situation und fehl am Platz vor. Aber wie konnte sie auch spontan etwas bekämpfen über das man nichts wusste? Seine Aufforderung mit dem Licht nahm sie dennoch mit einem kurzen Seufzen hin, ehe sie sich auf die Suche nach der legendären Lichtquelle machte. Eine Flasche, wie es sich heraus stellte … doch als sie diese öffnete wurde das Ganze noch viel skurriler.

„Wah!“ Erschrocken zuckte Irihapeti zusammen. Denn aus diesem Gefäß entfleuchte nicht, wie erwartet das rettende Lichtwesen, das den Schatten verschwinden ließ, sondern ein weiterer Kerl … in hautengen Kostüm, das wie durch ein Schnippen verschwand ehe dieser einen Kleidungswechsel gemacht hatte. Wie angewurzelt stand die Amazone mit großen da und verstand die Welt nicht mehr. War das ein Traum? Doch … das musste es sein. Anders konnte sie diese Situation beim besten Willen nicht erklären. Und so brachte sie keinen einzigen Ton heraus als dieser sich als zukünftiger Diener vorstellte, ehe er mit einem weiteren Schnippen zu einer Frau wurde und den bis dato noch überaus gefährlichen Schatten einfach weg saugte. Seine Worte prasselten auf sie ein, zusammen mit sämtlichen weiteren Eindrücken die viel zu absurd waren, um wahr zu sein und es dauerte eine Zeit lang, bis sie das überhaupt setzen lassen konnte. So fand sie erst nach einer Weile ihre Worte wieder. „Wie … wie habt ihr das gemacht?“ Mit einem gewissen Erstaunen, gepaart mit Angst sah sie zu den seltsamen Mann hinüber. Wenn das alles doch kein Traum war … wozu war dieser Mann wohl noch fähig?

Nun näherte sich auch noch der andere Mann mit dem langen Haaren, der so mir nichts … dir nichts mit dem Schatten gekämpft hatte und bedankte sich bei ihr. „Bedankt euch nicht bei mir … ich war es nicht, die das Ding mit einem anderen Ding weg gesaugt hat.“ Zumindest erschien ihr dieser Kerl etwas klarer, als der andere, auch wenn beide ihr zutiefst suspekt vorkamen, angesichts dessen, was hier gerade vorgegangen war. „Wir sind in einer der hiesigen Höhlen des kalybrischen Regenwaldes. Aber ich war hier selbst zuvor noch nicht ...“ Nachdenklich tastete ihren Kopf ab. Nein, hier war keine Beule und auch keine Wunde zu vernehmen. Sie ging ein paar Schritte. „Hier müssen irgendwo giftige Dämpfe sein.“ Irihapeti drehte ihren Kopf und sah sich um. „Denn ich kann euch beide sehen und hören. Aber ihr könnt nicht hier sein …“ Sie machte ein paar weitere Schritte und wirkte mit jedem etwas ratloser. „Das alles …“ Sie machte eine ausschweifende Geste mit den Händen. „Das ergibt einfach keinen Sinn.“ Vielleicht war es besser, wenn sie sich erst mal setzte und so ließ sie sich auf einem der hiesigen Felsen nieder, schloss die Augen und öffnete sie wieder, in der Hoffnung dass die Trugbilder wieder verschwanden und sich alles in Wohlgefallen auslöste.

Shaqir

Verzauberung, Entzückung, pure Begeisterung… sah anders aus!
Shaqir war längst nicht mehr enttäuscht darüber, dass man seine Wenigkeit kaum noch zu schätzen wusste, stattdessen wars sein Spezialgebiet geworden, ungläubige Trottel, die annahmen, das letzte bisschen Verstand bei seinem Anblick im Erstkontakt zu verlieren, zu bekehren und Mut zu machen, sie als Meister und Helden großer zukünftiger Geschichten zu preisen, ihnen den Vorgeschmack auf das kostbar süße Leben mit ihm an ihrer Seite noch heiß und duftend zu servieren. Denn ja, meistens waren sie alle stümperhafte Vollpfosten und es kostete viel Überzeugungsarbeit auch nur annähernd als Wirklichkeit angesehen zu werden. Shaqir hasste diese psychologischen Zusatztätigkeiten. Nichts schien ihm erniedrigender und dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen verflucht undankbaren Job zu erledigen.

Und auch dieses Mal wurde er „nicht enttäuscht“, als sein neuer Batal stammelnd vor ihm stand und wie all die anderen Pfosten die Welt nicht mehr verstand. Wie er das gemacht hat, wollte sie wissen…. „Wie ich das gemacht hab, will sie wissen….“ Wiederholte er schmunzelnd seinen Gedanken und beugte sein mitleidendes Lächeln in die Richtung des Mannes, der gerade auf sie zugetaumelt gekommen war und irgendwas daher stammelte. „Is sie nicht süß, hm? Ach, ehm… mit dir beschäftigen wir uns, wenn das Schätzchen hier den Ernst der Lage kapiert, ja?“ Ein sanftes Tätscheln aufs Haupt beendete die Unterhaltung mit dem haarigen Kerl, dessen Geruch Shaqir immer noch nicht einordnen konnte. Ein brunftiger Moschusochse vielleicht, oder ein bereits verwesender…? Seis drum, das Schätzchen schien gerade die Kurve kratzen zu wollen, natürlich lag es nicht in des Flaschengeistes Möglichkeiten, sie gehen zu lassen, ohne in den vorteilhaften Genuss ihrer persönlichen Rechte zu kommen.

„Giftige Dämpfe? Oh, ja, die riech ich ganz deutlich, da täuscht ihr euch nicht, Teuerste.“ Ein vielsagender Blick streifte das Kerlchen, dem er diesen Geruch zugestand bevor es wieder „Schnipp“ machte und Shaqir, nun in weißem Kittel und viel zu großen Monokel vorm linken Auge, eins seiner Lieblingswässerchen in den Händen hielt und auf dampfenden Rädern um den Mann herumwirbelte.“So, wort a bissal, des hamma glei…“. „Pfft Pfft Pfft…“ machte es und eine pflaumig fliederfarbene Wolke aus Parfum breitete sich für einen kurzen Moment um ihn und in der Höhle aus. „Herrrrlich so a Blumerl am frühn Morgen, göns, Fräulein?“ Sagts und schnippte und schon wars wieder der Alte.

„So und jetzt aber Schluss mit den Faxen…“ Wind kam auf, es wurde dunkel und düster, der Wind wurde zum Sturm aus dem Shaqir wie eine Naturgewalt empor stieg und seine Stimme durch die hallende Höhle donnerte. „Iiiich bin Shaqiiiir und iiiihr seid mein Meisterrrr….“ Der Wind legte sich prompt und Shaqir stand in gelangweilter Pose an den Rand der Höhle gelehnt. „…ihr habt drei Wünsche frei, also… Hopphopp.“
Kalybrischer Regenwald… Das konnte überall sein, sicher war er sich nur, dass er sich nicht mehr in seiner Heimatwelt befand. Zwar schien es draußen noch zu regnen, aber die drückende und schwüle Wärme die hier herrschte ließ wohl eher auf Pyr schließen.
Bran schüttelte sacht den Kopf, bevor er einen Schritt zur Seite machte um der Berührung des seltsam gekleideten Mannes zu entgehen, welcher ihn anscheinend den Kopf hatte tätscheln wollen. Er beschloss vorerst nicht darauf einzugehen.
“Nein, keine giftigen Dämpfe. Owohl ihr mit der Aussage recht habt, dass ich nicht hier sein sollte. Ich bin unfreiwillig durch das alte Portal hier gelandet und wurde vom Schatten mitgerissen.” er deutete auf die zerfallene Struktur, des ehemals imposanten Gebildes, das bis zu seiner Ankunft wohl die Höhle ausgefüllt haben musste, von dem jetzt allerdings nicht mehr als ein Haufen zerbröckelter Steine übrig war.
Obwohl er ahnte, dass ihn dieses alte Portal wahrscheinlich nur durch schieres Glück wieder zurück in seine Heimat geführt hätte, so musste er sich jetzt doch ein neues Portal suchen. Und der nächste sichere Übergang nach Vandrigg konnte sehr weit entfernt liegen, während ihm klar war dass weite Reisen in seinem jetzigen Zustand eine schreckliche Tortur werden würden und er wahrscheinlich nur sehr langsam voran käme.

Bran wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als er in, ob der immer noch angeknacksten Rippe, schmerzhaftes Husten ausbrach, als der seltsame Mann in plötzlich noch seltsamerer Kleidung um ihn herum wirbelte und ihn in eine Wolke aus blumigen Duft einhüllte, die man wahrscheinlich drei Meter gegen den Wind riechen konnte.
“Wollt ihr wohl aufhören mit diesem Mist?” entfuhr es ihm dieses mal laut, während er mehrere Schritte zurück wich, denn er legte nun wirklich keinen Wert darauf noch einmal zum Ziel des Spotts von Shaqir zu werden. Zumindest hatte er sich gerade in übertriebener Pompösität so vorgestellt und die junge Frau als seinen Meister bezeichnet.
Bran hatte in seinem Leben schon viele seltsame und schräge Geschichten gehört, die vielleicht nicht exakt auf die selbe Weise verliefen, aber doch alle in ihrem Kern sehr ähnlich waren. Du hast 3 Wünsche frei, alles was du willst und noch viel mehr kann ich dir beschaffen… Sowas nahm nie ein gutes Ende.

“Ich werde mich auf die Suche nach einem Heimweg machen.” informierte er höflichkeitshalber, wenn er auch seine Worte mehr an die junge Frau richtete als an Shaqir.
“Erneut, danke für eure Hilfe. Und wenn ihr meinen Rat hören wollt, dann gebt acht was ihr euch wünscht. Selbst wenn er halten kann was er verspricht, solche Geschichten haben meistens einen Haken…”
Mit einem satten Geräusch, welches leise durch die Höhle hallte, steckte er das Schwert zurück in die Scheide, bevor er sich umwandte um zu gehen.
Er würde seinen Weg schon finden, bis jetzt hatte er immer irgendwie nach Haus gefunden, auch wenn ihm durchaus bewusst war, dass es mit so wenig Informationen und Anhaltspunkten sehr viel schwieriger sein würde als sonst.
Seiten: 1 2