Lost Chronicles

Normale Version: Spreu und Weizen
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Munari

Gemächlich schob sich das rotgoldene Licht der ersten Sonnenstrahlen über den Horizont. Sacht küsste es die steinigen Erhebungen und die weißen Marmorsäulen der Tempelanlagen im Tempelviertel der Stadt Anthica und auch die alten Weinreben nahe des Tempels des Syrano tauchte es in zartes Licht. Die heiligen alten Reben wuchsen hier oberhalb der Bäder und Gärten der hiesigen Tempelanlage des Gottes Syrano, in denen die Bewohner und Gäste der Stadt ihre Seele baumeln lassen oder Heilung vom Unbill des Alltags finden konnten. Priester hatten die steinigen Terassen hier im Tempelbezirk einst mit ihren einigen Händen aus dem Berg geschlagen, und auf ihnen die ihrem Gott geweihten Reben gepflanzt, aus denen sich ein Wohlgenuss für Gaumen und Sinne keltern ließ der seines gleichen suchte. An ihnen vorbei schlängelte sich ein schmaler Weg den Berghang hinauf, hoch zur Ringhalle und Marmorsäulenumringten heiligen Cella, in dessen inneren eine große alabasterfarbene Statue des Gottes Syrano gütig auf die Besucher herab blickte. Der Weg selbst war nicht breit genug, alsdass er Platz für die mächtigen zweier oder Vierergespanne des Heeres oder große Kutschen bot. Hoch zu Ross, mit Eselskarren oder per Pedes pilgerte man über den weichen hellen Sandstein der den Weg pflasterte hinauf, vorbei kleinen Gärten, am Wohnkomplex der Priester, weiter zu den marmornen Säulengängen des Tempels empor, um dort im Heiligtum ein Weihegeschenk oder seine Votivgaben abzulegen, oder aber einem der offiziellen Kulurfesten beizuwohnen. Manche genossen einfach nur die Aussicht über die nahe des Meer der Tränen gelegenen Stadt. Dieser Tage pulsierte das Leben besonders durch die breiten und Schmalen Adern Anthicas, der so genannten Perle des Reiches Thelia, denn ein Festtag stand bevor. Der Tag an dem Thelia vereint und Anthica zur Hauptstadt erhoben wurde jährte sich und der Stadthalter hatte große Pläne diesen besonderen Jahrestag zu feiern.
Täglich trafen nun neue Leute ein. Karawanen, Bauern mit ihren Viehherden die quer durch die Stadt zu den Märkten und Ställen, oder gleich zur Schlachtbank getrieben wurden. Sie würden die Feierlichkeiten über die Bäuche der wohlhabenderen Gesellschaft füllen. Auch die ersten Gäste und Unterhalter drangen nun durch die Tore. Schausteller, Sänger, Künstler, oder auch edle Streiter die bei sportlichen Veranstaltungen und in der Arena ihr Geschick und ihren Mut beweisen konnten,

Der Tempel des Syrano war in die Vorbereitungen natürlich ebenfalls eingebunden und mit der Organisation der musikalischen Untermalung beauftragt worden. Von den hiesigen Tempelbewohnern wurden folglich die auf musikalischem Gebiet erfahrenste auserkoren sich um die musikalischen Werke, Choreographien und Arbeitsuchenden Musizierenden oder Sänger zu kümmern um bei letzterem schon vorab den Spreu vom Weizen zu trennen.
Das Gewusel in der Stadt und der Unruhe vor den bevorstehenden öffentlichen Auftritten, hatte auch die Tempeldiener längst erfasst. Nur Munaris ausgleichende Ruhe und Zuversicht hielt der aufkommenden Vorfreude und Unruhe entgegen. Wer sie bei solchen bevorstehenden Veranstaltungen versuchte zu einem herumhetzenden kopflosen Huhn werden zu lassen, der biss auf Granit. Sie hatte Zeit, weit mehr als die Bewohner sich Ausmalen konnten, und schon Veranstaltungen organisiert wo es nicht nur um eine etwas schmälere Reputation sondern wahrlich um den eigenen Kopf und den seiner liebsten und Familie ging wenn man scheiterte.
Natürlich konnte diese zelebrierte Ruhe auch nachteilig sein. So wie auch heute.

Ein Klopfen ertönte an der Priesterin Kammer. Zuerst sacht und bescheiden, dann etwas deutlicher. Als noch immer kein Wort aus dem Zimmer drang drückte sich die Klinke hinab und ein vom Alter zerfurchtes Gesicht schob sich durch den Spalt. >„Munari?“< Es war die Tempelvorsteherin, die soeben äußerst ungläubig auf die selig schlummernde hohe Priesterin sah. Sie schnaubte ungehalten. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden durchmaß sie zielstrebig das Zimmer und zog mit festem Ruck die schweren Baumwollgardinen zur Seite. Sofort flutete das grelle Licht der erstarkten Morgensonne den Raum und fiel auf Munaris friedlich daliegendes Gesicht. Ihre Lichtsensiblen Augen reagierten selbst unter den Liedern, und ließen sie die Nase rümpfen und sich fort von der grellen Quelle mit einem unwilligen Brummen auf die andere Seite des Bettes rollen. >„Das ist ja allerhand.“< Beschwerte sich die Tempelvorsteherin. Dann fiel ihr Augemerk auf die Papyrusblätter im Zimmer. Der Weidenkorb quoll förmlich über von zerknüllten Blättern, auf dem Tisch türmten sich im wirren Chaos eines arbeitenden Genies die Blätter mit Text und Notenschrift beschrieben kreuz und quer, über und untereinander, und selbst im Bett lag neben dem Kopfkissen und Munaris dunklem Haarschopf ein Blatt. Einige dunkle Tintenkleckse beschrieben den Weg den der Federschaft genommen hatte, als er zu Boden rollte, wo er nun vereinsamt vor dem Bett darauf wartete wieder eingesammelt zu werden.
>„Du hast an den neuen Psalmen für den Festauftakt gearbeitet..“< Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, ebenso, dass die dunkelhäutige Elbe sich vermutlich erst kurz vor Sonnenaufgang zu Bett begeben hatte. Der anfängliche Ärger war sichtlich verflogen, denn als sich die Albin nun doch regte und begann aufzusetzen, war sie sich längst wieder bewusst welch Aufgebot an Tätigkeiten Munari dieser Tage übernehmen musste. Das Scheiben neuer Kompositionen, das Üben und Einstudieren mit den Novizen, Tempeldienern und Priestern und auch noch die Gespräche mit dem fahrenden Volk, das es ebenfallsirgendwie auszusortieren, einzugliedern und zu organisieren galt. >„Kindchen, ich weiß das du eher zu den Nachteulen gehörst, aber du hast den Novizen versprochen ihnen heute Morgen bei der Cella behilflich zu sein und mit ihnen ein Stück mit der Ptolemaic zu üben. Außerdem können dann auch bald die ersten Sänger eintreffen.“<

Schlagartig war die Albin wach. Nunja, so wach wie sie eben sein konnte nach gefühlt höchstens zwei Stunden an Schlaf. Das grelle Licht half ihr jedoch deutlich dabei nicht wieder dem Schlummer nachzugeben der an ihren Gliedern zerren wollte, denn es kitzelte unangenehm in der Nase. Nur mit Mühe und Kraft jahrelanger Übung gelang es ihr ein Nießen zu unterdrücken. Gleichzeitig verdrängte sie, dass sie mit Kindchen angesprochen worden war. Menschen waren schon drollig, wenn sie so sehr nach dem äußeren Erscheinungsbild gingen. Insbesondere die Mutter Oberin war noch eine junge Frau gewesen, als Munari im Kreise des Tempels aufgenommen wurde und wusste daher doch sehr genau um der Albin Alter. Eigentlich hätte längst Munari, als eindeutig erwähltes Kind ihres Gottes die Aufgaben als Tempelvorsteherin übernehmen sollen, doch bisher hatte sie dankend abgelehnt. Munari liebte es mit den Novizen zusammen zu arbeiten, ihnen das Spiel mit den Instrumenten und das Lesen von Noten beizubringen, die Kräuterbücher zu illustrieren, und selbst die Pflanzen im Garten zu ziehen, die sie schließlich zu heilsamen Pasten und Salben verarbeitete. Lauter Tätigkeiten für die sie viel weniger Zeit finden würde, wenn sie diese hohe Ehre der höchsten Priesterin und Tempelvorsteherin annehmen würde. Sicherlich würde sie in ihrer alten Welt für diesen fehlenden Ehrgeiz nach Einfluss und Macht zu streben reichlich getadelt, aber hier spielte es glücklicher Weise keine Rolle. „Ich werde mich beeilen.“ Versicherte sie der hohen Priesterin, die ihr daraufhin einen eindringlichen und skeptischen Blick zuwarf. Ja, Munari besaß viele Stärken, eile war jedoch keine davon.
Sicherlich stand genau aus diesem Grund einige Augenblicke später eine Tempelhilfe im Türrahmen um ihr bei der morgendlichen Pflege, und beim Ankleiden zu helfen. Geschickt wurde das Haar entwirrt und mit duftendem Wasser gepflegt, die Haut gereinigt und mit milden Creamen verwöhnt, der heilige Talar einer hohen Priesterin angelegt und das Gesicht mit Gold geschminkt um schließlich den Weg hinauf zum obersten Heiligtum anzutreten.

Die Müdigkeit der kurzen Nacht abgeworfen, trat die Elbin hinaus in die Gärten. Ein föhniger Wind, der den Geruch von Salzwasser an die Nase hereintrug, zupfte verspielt an ihrer Kleidung, packte einige Blütenblätter das Jasminstrauches vor ihr und nahm sie spielend zum Tanz auffordernd mit sich. Ein Lächeln stahl sich auf die Züge der Priesterin, ob Syranos Morgengruß, und sie zog genießerisch die Luft ein, ehe sie ihre Schritte bewaffnet mit Musikinstrument und Notenblättern, in Richtung der Weinterassen lenkte, um den Pfad zum Heiligtum zu folgen, wo sie sicherlich schon sehnsüchtig erwartet wurde.
In diesem Jahr würde sie es versuchen, sie würde an jener Auswahl teilnehmen, in der es darum ging, einen der begehrten Plätze im Kreis jener Sänger und Geschichtenerzähler zu erlangen, die bei den offiziellen Feierlichkeiten zu Ehren des Jahrestages der Hauptstadterhebung Arthicas auftraten. In den letzten Jahren hatte sie nur zugesehen, war mit den abgelehnten auf den kleinen Plätzen und den Tavernen für das einfache Volk aufgetreten. Aber heuer würde sie es wagen, was sollte schon passieren? Du könntest mit Schimpf und Schande abgelehnt werden! ätzte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Sicherlich, sie war im Kloster der Phönixmönche aufgewachsen, hatte die Geschichten der großen Bibliothek verschlungen und die Lieder gelernt, derer sie habhaft werden konnte. Aber darum wissen und es darbieten waren zwei Paar Stiefel und ihre Art, ihre Kunst vorzutragen, hatte sie sich allein beigebracht, kam zu einem großen Teil von ihrer tierischen Hälfte.

Eben rumpelte ein Wagen an ihr vorbei. Bunt gekleidete Schausteller saßen darauf, dahinter kam ein Maultier, auf dem ein Barde saß, der allem Anschein nach sein bestes Gewand trug und seine Laute auf den Rücken geschnallt hatte. Würdevolle Tempelsänger in ihren hellblauen Roben schritten würdevoll vorüber, ohne einen Blick nach links oder rechts zu werfen. Kajihane schluckte und sah an sich selbst herab. Zwar waren Hose und Bluse sauber, nur wenig Staub zierte ihre Stiefeln und die rotleuchtende Haarmähne wehte frisch gewaschen und gebürstet in der leichten Brise, die vom Meer der Tränen her wehte. Trotzdem kam sie sich irgendwie schäbig und fehl am Platz vor. Vielleicht sollte sie sich doch noch ein Fleckchen suchen und in das Kostüm schlüpfen, das sie sich zugelegt hatte, um den Schellentanz angemessen präsentieren zu können. Doch auch das war nicht das Neueste und ausserdem hatte sie eigentlich nicht vor, den Tanz vorzuführen. Zwar hatte sie sich einige Schritte und Schrittfolgen abgeschaut und beim einfachen Volk kam sie damit auch gut an aber …. Nein, für einen offiziellen Festauftritt war das bei weitem noch nicht gut genug. Da blieb sie lieber bei ihren Liedern und Geschichten … und bei ihrer Reisekleidung.

Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen auf den weiß gepflasterten Weg, der zum Tempel und dann zum Heiligtum führte. Die Trauben in den Weinbergen begannen sich langsam violett zu färben, doch bis zur Ernte würden noch einige Monde ins Land gehen. Kajihane stieg die letzten Schritte der Strasse empor und sah sich um. Sie war in der Vergangenheit erst einmal hier oben gewesen, sodass sie sich erst einmal orientieren musste. Dem Phönix gefiel es hier und interessiert reckte der Vogel in ihr den Kopf. In einiger Entfernung standen Fuhrwerke und Reittiere, das musste wohl das Heiligtum sein, bei dem sich die Kandidaten einfinden sollten. Die Wandlerin atmete tief durch, strafte die Schultern und gesellte sich zu all den anderen, die hofften, bei einem Auftritt im Rahmen der Feierlichkeiten Ruhm, Ehre und Ansehen zu erlangen.

Munari

Es war immer wieder ein atemberaubender Anblick, auf den Treppen vor den hohen Marmorsäulen zu stehen, sich umzudrehen und kurz den Blick über die große belebte Stadt nahe des Aldumue schweifen zu lassen. Bar Aldumue, das Meer der Tränen - wie viele Geschichten sich doch um dieses salzige Wasser drehten dessen Wellenspiel in der Sonne funkelte als bestünde die Oberfläche aus einem Ozean aus Kristallen. Aus Xarvatmand kannte sie ursprünglich weder diesen Anblick, noch den salzigen Geschmack und Geruch des Meeres, den ihr der verspielte Wind um die Nase wehte. Auch war ihr ein freundliche und herzliches Miteinander ebenso unbekannt wie die fehlende Notwendigkeit bei jedem ihrer Schritte auf einen Dolch in ihrem Rücken achten zu müssen. Munari liebte ihr neues Leben und die Art wie die Menschen dieses Tempels ihre Gemeinschaft pflegten eben so sehr wie sie einen Teil von sich vermisste. Das Blenden des Tages und die freundlichen Gesichter halfen ihr jedoch immer wieder über dieses Loch in ihrem Inneren hinweg zu sehen. Jedenfalls für eine gewisse Zeit.

Inzwischen war der Tag ein wenig fortgeschritten. Nicht all zu viel, und doch zu genügend um das Heiligtum mit den Göttergaben vorzeigbar und Edel für das Auge und die erwarteten Besucher zu arrangieren, derer es heute wieder mehr sein würden als im Schnitt das restliche Jahr über. Einige Novizen hatten sich im Schatten des Tempels mit ihren Instrumenten auf Stühlen niedergelassen um das Spiel mit ihren Instrumenten zu üben. Die süße Melodie von Kithara und Aulos klang den Hang hinab und hinter ihnen fanden sich die Novizen des Tempelchores ein um mit ihren Stimmen einen Psalm zu ehren Syranos in den Himmel hinauf erschallen zu lassen. Etwas abgesetzt seitlich vor den Musikanten und Chormitgliedern standen zwei Stühle. Auf einem hatte sich die Schwester Oberin niedergelassen und lauschte mit zufriedener Miene den lieblichen Klängen, der zweite Stuhl wahr jedoch leer. Munari hatte sich nicht neben sie gesetzt, jedenfalls noch nicht, stattdessen stand sie mit gewissenhaften Ernst auf dem Gesicht neben der Schwester von der sie heute getadelt wurde und hielt eine kleine Schreibtafel samt Silbergriffel parat um sich ihre Gedanken und gegebenenfalls Namen zu notieren, denn die Namen hier in Pyr waren sehr unterschiedlich und für sie in ihrem Wortklang trotz der Jahrzehnte die sie nun schon in dieser Welt verbracht hatte, noch immer ungewohnt. Ein fast vier jahrhunderte währendes Leben in Vaîsílhar legte man eben nicht so leicht ab.

Die ersten Schausteller ließen nicht lange auf sich warten. Zwei Stunden hatten die Künstler von nun an Zeit sich hier einzufinden und Glück zu versuchen, denn die die Instrumente der Novizen verstummten, die Stundenkerze wurde soeben von der jüngsten Novizin angezündet, und kleine Glocken wurden von eben dieser der jüngsten Priesteranwärterin geschlagen um im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit für die Künstler einzuleuten. „So bitte, kommt hervor.“ Eine freundliche Geste lud die ersten Musikanten ein sich der hell gekleideten Priesterin mit der markanten dunklen Haut vorzustellen. Ihnen war die Überraschung in den Gesichtern abzulesen als sie nun von der Nähe betrachtet entdeckten, dass sich unter dem feinen, spitz zulaufendem Geschmeide über den Ohren ebenso spitze Ohren und keine Runden befanden. Bald schon hatten sie sich jedoch gefangen und begannen nach einer kurzen Einleitung in der sie ihre Truppe humorig vorstellten, ihrer eigentlichen Darbietung um sich damit der Priesterin feinem Gehörsinn zu stellen. Munari ließ sie nicht nur ihr eigenes Lied aufspielen, sondern auch eines ihrer Wahl, dann noch die Sänger einzeln und zusammen zusammen mit den Musikanten des Tempels um zu überprüfen wie gut sie sich abseits ihres normalen geübten Trotts anpassen und einfügen konnten.
Während der Darbietungen war die kleine Gruppe vor dem Tempel angewachsen und die ersten Vertrösteten zogen an den Wartenden vorbei. >„Ungewiss war das Künstlerleben, vielleicht beim nächsten mal. Viel Glück wünsch ich euch noch!“ Trällerte der soeben abgewiesene Sänger mit ungebrochen guter Stimmung den noch wartenden entgegen.

Doch inzwischen ging ein leichtes Rumoren ging durch die Wartenden. >„Was sagst du? Einer Albin?“< Raunte einer.
>„Was ist eine Albin?“< Wollte eine ganz junge Schaustellerin wissen die in zweiter Reihe stand. >„Ich glaube das ist so ein.. wie heißen sie? Die angeblich Hohen Edlen und Schönen aus Aeria, ihr wisst schon, die aus den Legenden mit den spitzen Ohren?“<
>„Elb!“< Schallte es neben der Rothaarigen vorbei.
>„Genau, das wars, Also so ein Elb in düster und knusprig dunkel angebrannt!“<
>„Ein angebrannter Elb? Ich glaub du bist nicht mehr ganz kunsprig!< Oh das brachte kurzes Gelächter ein, das den Wissenden jedoch nicht juckte. >Aber sie ist ganz schön streng. Da müssen wir uns besonders ins Zeug legen!“< Tuschelte einer zu seiner Gruppe laut genug, dass es einer der weiteren wartenden hören konnte und ins Gespräch einsetzte. >„Sie lässt auch Akapella vortragen. Ich bin echt nicht gut in Akapella. Ich hab vermutlich keine Chance.. aber ich probier es dennoch!“<

Über die Unterhaltung des Künstlervolkes hinweg schallte gerade ein äußerst schräger Ton der es der Priesterin selbst wirklich Kalt den Rücken hinunter laufen ließ. Da half weder die wirbelnde Gitarre, noch die Wippende Feder am ausladenden Hut und schon gar nicht das schrille Gewand um der Albin jahrunderte lang geschultes Gehör davon abzulenken, dass die Darbietung äußerst dünn, und für sie jetzt zu ende war. „Vielen dank. Danke.“ Sie hob die Hände in einer abwehrenden Geste. „Das ist leider nicht ganz das was wir noch suchen.“ Ja, denn was sie beispielsweise noch suchte war eine ganz besondere Stimme für die Einelgesangspassage der Eröffnungshymne der großen Thelianischen Spiele. Sie musste sicher und stimmgewaltig genug sein um in die letzten Reihen der Arena zu dringen. „Aber vielleicht sucht eine Taverne in der Stadt noch nach Unterhalter für die Gäste.“ Ein aufmunterndes Lächeln unterstützte die Aussage, denn beschwingt genug vorgetragen war das stück und auch vom Wortinhalt zotig genug um bei den Tagesgästen ordentlich die Stimmung zu heben. Da interessierte ein kleiner schräger Ton bei einer ausfallenden Bewegung nicht sonderlich, geschweige denn dass er irgend einem der Mitjolenden auffallen würde. Damit entließ sie den Künstler jedenfalls und winkte eine der Letzten Personen für heute heran, denn das Stundenglas für die Vorträge näherte sich dem Ende. „Die Nächsten bitte.“

Es handelte sich um eine Frau mit ungewöhnlich flammendem Haar, das Munari sofort an ein Glas köstlichen Weines denken ließ. Sie schien zu Munaris Überraschung zu keinem der übrigen Anwesenden zu gehören und auch kein Musikinstrument bei sich zu tragen das ihren Gesang begleiten würde. Interessiert neigte die Priesterin den Kopf.
„Hallo, ich bin wie du vielleicht schon gehört hast Munari. Wie ist dein Name?“ Bei dem Intensiven Flammenspiel des Lichtes auf dem roten Haar kam der Priesterin etwas ganz etwas anderes in den Sinn. „Es ist inzwischen etwas heißer geworden. Möchtest du nach der etwas längeren Warterei vielleicht kurz etwas trinken?“ Kurz blickte sie zu den abseits wartenden Tempeldienern die längst etwas wässrigen Wein und einige Stücke frisches Brot und ein paar Trauben bereit gestellt hatten, damit die durstigen Schausteller etwas trinken oder die Sänger ihre Stimmen besänftigen konnten, falls sie diese aufgrund einer falschen Gesangstechnik.. oder besser gesagt einer fehlenden Technik, bei ihrem Vortrag zu sehr marterten. „Sabatea? Wärst du so freundlich rein vorsorglich etwas zu trinken herum zu reichen?“ Munaris Stimme war weich und mit einer wärme versehen die man Angehörigen ihres Volkes nicht zutrauen würde. Sofort erhob sich das Mädchen, das mit ihren ebenholzschwarzen Haaren und der dunklen nussbraunen Haut eindeutig der Thelianischen Bevölkerung angehörte, und sicherlich nicht älter als vierzehn Jahre zählen dürfte, und kam der Bitte der Priesterin nach. Munari selbst hatte ihren Blick wieder auf die Frau vor sich gerichtet. „Was möchtest du uns heute vorführen?“
Kajihane war eine der Letzten, die ihre Kunst darbringen würde. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch einige derer, die ihre Darbietung bereits beendet hatten, geblieben waren. >Fahrendes Volk, denkt die sie könnte etwas bieten, was ausgebildete Tempelsänger nicht zu zeigen vermögen,< hörte sie eine hochnäsige Stimme hinter sich. Kajihane ließ sich nichts anmerken, doch der Stachel der Verunsicherung machte sich bemerkbar. Tat sie das richtige oder war sie drauf und dran sich bis auf die Knochen zu blamieren?. Noch einmal atmete die junge Frau durch, dann trat sie in die Mitte des Platzes, auf jene weiß gewandete Priesterin zu, die ihr interessiert entgegenblickte. Munari … ja diesen Namen hatte sie im Laufe des Vormittags mehrmals gehört. Die Wandlerin nickte ihr grüßend zu. „Ich bin Kajihane.“ Eben reichte ihr eine junge Novizin einen Becher mit Wasser. „Hab Dank!“ Ein ehrliches Lächeln begleitete ihre Worte. Sie nahm einige Schlucke, spürte, wie das kühle Nass ihre Kehle hinabrann. Die Hitze machte ihr nichts aus, im Gegenteil. Aber die Stimmbänder anzufeuchten tat dennoch gut.

>Was möchtest du uns heute vorführen?< Die Priesterin hatte eine angenehme Stimme, warm und melodisch, überhaupt war sie ihr sympathisch. Die Nervosität wurde mit einem Mal schwächer und die Freude, die immer in ihr aufstieg, wenn es daran ging, aufzutreten, nahm wieder überhand. Und mit einem Mal wusste sie, was sie vorführen würde: Nicht nur Lied, nicht nur eine Geschichte sondern eine Geschichte in der Form eines Liedes. Sie straffte die Schultern, dann sah sie Munari in die Augen. Sie hatte keine Ahnung, ob das bei einer Priesterin des Tempels angebracht war, aber der Phönix sah gern das Antlitz jener, für die sie sangen. Wollte ihre Seele, die Gefühle sehen, durch den Spiegel der Augen. „Ich möchte euch die Geschichte von Abraxas und Theia vortragen.“ Von irgendwo weiter hinten ertönte ein verächtliches Schnauben. Vor einigen Herzschlägen hätte sie sich vielleicht verunsichern lassen, aber nun hatte zum Teil bereits der Phönix die Führung übernommen und der Vogel wollte singen. Für einen Moment schloss sie die Augen, rief die Stimme des Feuervogels in die ihre, holte ihre zweite Gestalt ein Stückchen weiter nach oben. Sah man genau hin, konnte man in ihren Augen goldene Funken erkennen, Zeichen dafür dass der Phönix dicht unter ihrer Haut saß. Dann begann sie zu singen.

Als ich dich wieder sah
Warst du auf der Flucht und in großer Gefahr
Ich folgte dir denn mir blieb' keine Wahl
Als deine Schönheit mir die Sinne stahl

Es war gut dich zu sehen
Mit einem Freund zu sein
Wenn alle gegen dich stehen.
Lass uns nicht voneinander gehen
Wenn Stürme bereits am Horizont aufziehen

Denn in einer Welt, in der man Gold und Recht nicht trennt
In der man Mörder krönt und die Heilerin verbrennt
In einer Welt in der aus Furcht, ein Jeder sich versteckt
Wird es Zeit, dass man den Drachen erweckt

Hatte es zuerst noch Gemurmel gegeben, war es nun mucksmäuschen still geworden. Die Geschichte, in einer Form dargeboten wie sie noch keiner gehört hatte, zog sie in ihren Bann. Das Feuer, das in den folgenden Zeilen Einzug in die Geschichte hielt, war ihr Element, das Element ihres Tieres und ohne es bewusst zu steuern, schienen sich die Flammen in ihren Haaren zu manifestieren.

In dieser hellen Welt
(Doch nun blendet euch das Licht)
Hab' das Feuer ich entfacht
(Und nun brennt das Alte nieder)
Und die Schatten, die ich fand
(Damit ein neuer Tag anbricht)
Sind mit den Flammen nun verbrannt

Mein Schwert und meine Hand
Schwor ich dir und dem Traum, der uns verband
Doch wir sind nur zu zweit
Gegen den König und viele hundert Mann

Unsere Liebe wird bestehen,
Lass uns zusammen durchs Feuer gehen
Stürme fegen über's Land
Und nur ein Funke entfacht den größten Brand

Denn in einer Welt, in der man Gold und Recht nicht trennt
In der man Mörder krönt und die Heilerin verbrennt
In einer Welt in der aus Furcht, ein Jeder sich versteckt
Wird es Zeit, dass man den Drachen erweckt

In dieser hellen Welt
(Doch nun blendet euch das Licht)
Hab' das Feuer ich entfacht
(Und nun brennt das Alte nieder)
Und die Schatten, die ich fand
(Damit ein neuer Tag anbricht)
Sind mit den Flammen nun verbrannt

Was Feuer war, das ist nun wieder Glut
Und die Asche schwebt hoch am Firmament
Noch sehe ich, in den Funkenflug
Zum Sternenzelt ward alles Übel in der Welt
Was das Feuer nimmt, das gibt es uns auch wieder
Und zum Neubeginn erklingen Abschiedslieder

Und in dieser hellen Nacht
Ist mit den Drachen auch eine Königin erwacht
In dieser hellen Welt
(Doch nun blendet euch das Licht)
Hab' das Feuer ich entfacht
(Und nun brennt das Alte nieder)
Und die Schatten, die ich fand
(Damit ein neuer Tag anbricht)
Sind mit den Flammen nun verbrannt *
---
* Faun, Feuer

Munari

Begleitet vom Gemurmel des Umfeldes war die Künstlerin vor die dunkelhäutige spitzbeohrte Priesterin getreten. Sie vernahm, wie sicher auch die Bardin, einige kritische Äußerungen, welche Munari mit einem missbilligendem Blick zu den entsprechenden Personen quittierte. Die Priesterin schätze solches Verhalten nicht und empfand es als unnötig. Bei ihr bekam jeder eine Chance, egal woher er kam und welchem Volk er angehörte. Und natürlich wusste sie auch, dass es in den vier Welten Ausnahmetalente gab, die nicht in den Reihen ihrer Priester, sondern dort draußen zu finden waren. Personen die ihrer besonderen Begabung vielleicht niemals große Beachtung schenken würden. Ein Gedanke die das kunstliebende Herz schmerzte. Das hier war vielleicht eine Gelegenheit um zumindest eine Perle unter jenen zu finden die schon den Weg beschritten haben um ihnen ein Sprungbrett zu bieten.

Jetzt war die junge Frau mit ihrem ungewöhnlich rubinrotem Haar an der Reihe. Wie viele Sommer sie wohl inzwischen zählen mochte? Sie besaß in jedem Fall eine Ausstrahlung die sie auf dem ersten Eindruck hin irgendwie sofort sympathisch wirken ließ. Munari konnte dabei allerdings nicht genau darauf zeigen woran es lag. Dem gewissen Strahlen in den Augen? Vielleicht die Gestik? Oder aber die Mundwinkel die trotz der Nervosität die man ihr ein wenig ansehen konnte, leicht gehoben wirkten und sofort den Andruck eines fröhlichen und weltoffenen Menschen vermittelten? Womöglich hatte Munari mit ihren langen Jahren in den tiefen steinernen Eingeweiden Xarvatmands und der sinistren Albengesellschaft einfach ihre zum Überleben notwendige Erfahrung und ihr gewisses Gespür für einen möglicherweise gefährlichen Gegenüber beibehalten. Bei Kaji hatte Munari sofort ein sehr gutes Gefühl. So als wäre sie ein Mensch den man einfach sehr gerne um sich hätte.
„Bitte gerne.“ Entgegnete die Priesterin auf das Dankeschön, und ihr Lächeln wurde dabei noch eine Nuance wärmer, dass es auch ihre dunklen Augen erreichte. Eine Reaktion die mit einem noch deutlicheren, direkt vorfreudigen Strahlen von ihrem Gegenüber erwidert wurde.

Aller anfänglichen Sympathien zum Trotze würde ihr Urteil zu Kajihanes Fähigkeiten fair und durchaus streng ausfallen. Somit war die Priesterin sehr interessiert, was die freischaffende Künstlerin auf ihre Frage antworten und ihr heute vortragen wollte. „Abraxas und Theia. Das klingt sehr spannend. Möchtest du dazu eine musikalische Untermalung von meinen lieben Schwestern und Brüdern?“

Geduldig ließ die Priesterin ihrem Gegenüber die Zeit sich einzustimmen und betrachtete wie Kajihane dazu kurz die Augen schloss. In ihren Augen lag ein eigentümliches Schimmern, als sie wieder geöffnet waren. Etwas das Munari, die vom grellen Licht des der thelianischen Tage ohnehin stets geblendet war, im ersten Moment als eine Spiegelung, oder auf ihre von der Helligkeit überstrapazierten Albensinne schob. Schließlich begann die Frau zu singen.

Kajihanes Stimme war wunderschön. Eine wahre Offenbarung selbst für Munaris von sakralem Albengesang jahrhundertelang perfektionsverwöhnten Ohren. Munari faltete zufrieden die Hände und lauschte verzückt der Stimme. Es war wie pure Magie die ihr Herz berührte.
Still war es geworden. Keiner wagte das Lied der Sängerin zu stören, schon gar nicht die Novizen und Priester des Syrano und selbst als sie mit ihrem Vortrag geendet hatte, und die letzte Silbe langsam im säuselnden Wind verklang, blieb es beinahe ehrfürchtig still.
Dann erschallte ein Klatschen. Es war die Hohepriesterin selbst die den Beifall anstimmte in denen weitere Leute einsetzten.

Munari selbst hielt weiterhin die Hände gefaltet, tauschte einen kurzen Seitenblick mit der betagten Oberin und nickte schließlich wissend. Sie hatte es im Gefühl. Es war nicht nötig noch ein Lied vortragen zu lassen. Sie hatten gefunden was sie gesucht hatten.
Schließlich wendete sie sich wieder der begnadeten Sängern zu und schenkte ihr ein warmes Lächeln das auch die dunklen Augen erreichte. „Bitte folge mir.“ Dabei hob sie die Hand zu einer vereinnahmenden und in die gewünschte Richtung führenden Bewegung.

Der Priesterin Schritte waren ruhig und gemessen. Gleich der Würde des Alters welches die doch gleichzeitig zeitlos jung wirkende Albin umgab. Es war die Ruhe die viele langlebige Völker umgab, und den ungestümen schnelllebigen Menschen zu verstehen ließ, dass sie alle Zeit der Welt und keinen Grund zur Eile hatten. Zumindest im Moment nicht. Am Morgen sah die Angelegenheit nämlich ein wenig anders aus, aber davon würde ihrem Gast hoffentlich so schnell keiner etwas flüstern.
Munari hatte ihre Hände wieder in die Ärmel ihrer Robe geschoben und gemächlich führte sie ihr Weg vorbei an die noch Wartenden und Hoffenden. „Ihr habt eine wirklich bemerkenswert schöne Stimme Kajihane.“ Aufgrund einiger Punkte, wie etwa der Atemtechnik während des Vortrages, vermutete die Priesterin jedoch sehr stark, dass Kajihane keine gelernte Sängerin war.

„Ich bin sehr froh, dass du den Weg zu uns hoch gefunden hast. Du besitzt eine ganz einzigartige Stimme. Geradezu magisch.“ Die Priesterin zwinkere der Frau zu. Dieses Glitzern in den Augen, das Schillern in den Haaren das mit den kräftigen Noten im Refrain stärker wurde, stammten nicht von der Sonne. Soviel war sich die Priesterin inzwischen sicher. „Du wohnst nicht in der Stadt, oder?“ Setzte sie im unverbindlichen Plauderton fort. „Ich glaub ich hätte dein feuriges Haar sonst die letzten Jahrzente sicherlich irgendwo schon einmal erspäht.“ Wobei, gut, sie war Tagsüber gern mal ein wenig ein Blindfisch. Es gab sicherlich bessere Orte für Alben als die lichterfüllte sonnenbestrahlte Welt Pyrs. „Wie lange bist du schon in Anthica? War deine Anreise beschwerlich?“
Für einige Herzschläge war es still als Kajihane mit ihrem Vortrag geendet hatte. Die menschliche Seite der jungen Frau war unsicher ob der Ursache aber der Phönix in ihr warf sich in Pose. Was den Gesang anging war ihre tierische Hälfte ungleich selbstbewusster. Dann setzte Beifall ein und erst jetzt bemerkte die Wandlerin, dass sie den Atem angehalten hatte. Einzig die dunkelhäutige Priesterin, die den Vorsitz innehatte, schloss sich dem Applaus nicht an und doch glaubte Kajihane Wohlwollen in ihrem Gesicht zu erkennen. >Bitte folge mir.< Bei diesem Worten schlug ihr Herz höher. Sollte das heißen, bedeutete das etwa … sie wagte nicht zu fragen, nicht zu hoffen und tat, wie ihr geheißen. An der Seite Munaris folgte sie dem weißen Weg in Richtung weiterer Tempelgebäude und spürte die Blicke der noch Wartenden im Rücken, mancher trug wohl eben seine Hoffnungen für ein Engagement durch den Tempel zu Grabe. Das Lob der Frau ließ sie erröten und artig bedankte sie sich dafür. Das Zwinkern, die Andeutung der Magie in ihrer Stimme … mit leichtem Misstrauen musterte Kajihane die Priesterin. Aber warum sollte sie einer Priesterin Syranos mit Argwohn begegnen? Rasch schob sie das Gefühl zur Seite und auf die Frage nach ihrer Wohnstatt schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich wohne nicht in Anthica. Ich bin eine fahrende Bardin und Geschichtenerzählerin und komme ursprünglich aus dem Norden, vom Fuße des Tsan Gir Gebirges. In der Stadt bin ich erst seit gestern Abend wieder.“ Tatsächlich hatte sie entgegen ihrer sonstigen Angewohnheit innerhalb der Stadtmauern genächtigt und dank der Gnade der Altvorderen hatte sie sogar ein Zimmer in einem kleinen Gasthof gefunden, obgleich die Stadt in Vorbereitung zum Fest vor Fremden nur so surrte, gleich einem Bienenstock.

Die Priesterin strahlte eine Ruhe und Gelassenheit aus, die ansteckend und auf Kajihanes Nerven beruhigend wirkte. Auch, dass sie in keinster Weise ihre einfache Kleidung ansprach, trug das seinige dazu bei, dass sie ihr sympathisch war. Neugierig sah sie sich um, als Munari sie in den inneren Bereich des Tempels führte. War in den Aussenbezirke schon eine Geschäftigkeit ob der Vorbereitungen zu sehen, war der Innenbereich von einer würdevollen Ruhe geprägt. „Ich bin das Reisen gewohnt“, nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf. „Eigentlich lebe ich unter freiem Himmel.“ Mancher nannte sie auch Vagabundin. „Ich danke euch, mir die Möglichkeit gegeben zu haben, meine Kunst zu zeigen.“ Neugierig sah sie sich um. Noch hatte die Priesterin sich mit keiner Silbe geäussert, was nun von ihr erwartet wurde. Verstohlen musterte sie das Profil Munaris. Die dunkle Haut war an sich in den Weiten Pyrs keine Seltenheit aber die spitzen Ohren und die Aura von Alterslosigkeit, die sie umgab, passte zu keinem der Völker, denen sie in den vergangenen Monden begegnet war. „Verzeiht, aber wohin gehen wir?“