Lost Chronicles

Normale Version: The Warlock‘s Gambit
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The Warlock's Gambit



Einstiegstexte:

Scimitar
Norgrimm
Kieran
Irihapeti
Einleitungstext


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Plot-Besprechung
Scimitar:

Weh dir armer Schaukeldrache, gefallen unter rascher Söldnerhand. Dein Tod bleibt nicht gesühnt!

Scimitar Racoonis. Genau genommen wäre er ein wendiger Schwertkämpfer. Einer der mit Pflichtbewusstsein und Können aufzutrumpfen vermochte und obendrein - für Söldner eher ungewöhnlich - auch noch mit der ganz und gar eigenwilligen Neigung sich an Vereinbarungen wirklich zu halten. Dies war auch einer der leidigen Gründe weshalb er sich hier befand, in dieser Situation die ihm noch weit weniger Lieb war als es ohnehin schon den Anschein hatte. Nur das eigentlich gute Herz unter der rauen Schale verhinderte vermutlich einen Tobsuchtsanfall ob der Lage in der er sich gebracht hatte. Aber gut, Zähne zusammenbeißen und Durchhalten lautete die Devise. Dies hier war der Letzte der drei Aufträge zu jenem er ohne eine andere Wahl zu besitzen, verpflichtet worden war.

Der Auftrag klang so einfach. Wie eine beschauliche und mit einer Hinternbacke abgesessene Aufgabe! Beschützen sollte er dieser Magierin kleinen Augensterne, Faran und Seraphina. Nicht etwa in wirklich gefährlichem Umfeld, sondern gemütlich im Familienschloss. Zwei liebliche Zwerge von etwa vier Jahren mit so weißem Haar wie das ihrer beiden Eltern und niedlichen spitzen Öhrchen. Wohlerzogen und süß wirkten sie auf den ersten Blick, vermutlich noch auf den Zweiten, wenn jemand nicht viel auf Volks- und Rassezugehörigkeit gab. Ja, wer konnte diesen Beiden schon einen Wunsch abschlagen? Er hätte vielleicht besser den Weg des Spielverderbers gewählt, oder die Pfoten von so manchem gelassen. Doch Faran und insbesondere Seraphina besaßen so ihre eigenen Tricks. Kindliche Unschuld, große runde Augen und Begeisterungsfähigkeit gepaart mit unbändigen Durst nach neuen Erfahrungen, Wissen und schier unbeugsamen Durchhaltevermögen, das die Nerven strapazierte bis man sie in einen Rumbecher warf. Was ist ein Söldner, dein Schwert ist so toll, bitte bitte zeige uns ein paar deiner Tricks! Frage um Frage gepaart mit großen kindlichen Erwartungsvollen Augen! Welch Waschbär hielt das auf Dauer aus? Womöglich war es nicht hilfreich sich von dem kindlichen Wissensdurst retten zu wollen und zur Beruhigung ein Glas von diesem Gesöff hinunter zu kippen das fälschlicher Weise als Rum vom Hersteller Ra'shok gehalten wurde, aber in Wahrheit ein albisches Hirnvernebelndes Alptraumgesöff war, und zur Ablenkung das Schwert zu ölen. Ausgerechnet mit Traubenkernöl aus der Küche – eine denkbar schlechte Wahl.
Als nächstes schwang der mutige Söldner schon sein treues Schwert im Kampf gegen Tavernenhalunken, böse Magier und gefährliche Flugechsen. Halte ein böser Wyrm, ich werde dich Niederstrecken! Jolte das traubenkernöltrunkene Schwert, der Waschbär sprang zur Finte, schwang seine treue Klinge und schnitt glatt durch Freddys dünnes Holz. Wer hätte gedacht, dass das Holz so weich sein konnte, und Askarton mit einem Schnipp wie durch Pappe hindurchsausen würde? Doch da lag er nun der arme Schaukeldrache. Entzwei, getötet von der wilden Klinge, und Weh und Klagen samt dicken heißen Tränen aus blauen Kinderaugen folgten Freddys plötzlichen Spielzeugtod!
Ja das musste der böse Bär wieder gut machen, ODER.. nein das Oder hieße sicherlich drei weitere Aufträge ohne Wahl oder einen Platz auf dem Seziertisch! Wer wäre nicht bemüht um Schadensbegrenzung?

Schmale kleine Kinderfinger, zierlich wie die dünnen Äste eines jungen Bäumchens, griffen nun flink und zielstrebig nach einem zart rosafarbenen Seidenband. In einer kleinen Schatulle hatte das kleine Mädchen das hübsche Bändchen gefunden, wie auch die anderen, die inzwischen fein gebunden entweder graues Fell, seltsame Locken, oder die Scheide eines gewissen Schwertes dekorierten, welches die beiden Kindchen im Raum auch noch mit neuen Ideen zur Verschönerung anstachelte und sich gar köstlich amüsierte. Vielleicht lag es auch an dem Öl das seine Schneide noch immer geschmeidig umschmeichelte. Gleichwie, des stählernen Schwertes Meinung nach standen die 'Verschönerungen' dem graubefellten Krieger erstaunlich gut! Ebenso wie das seidene Nachthemdchen, das Seraphina kurzerhand aus Mutters Kommode gezogen und dem Waschbären als neue Dienstkleidung überantwortet hatte. „Das seidene Hemdchen umschmeichelt die Siluette volltrefflich. Grautöne und Zartrosa, eine wahrlich grandiose und modisch hinreißende Kombination! Ihr habt wahrlich Geschmack Fräulein Seraphina!“ Drang es metallisch mit beschwippsten Unerton aus der ledernen Hülle. Ja das ließ die blauen Kinderaugen auch ohne Gegenlicht leuchten. „Ist er jetzt hübsch genug?“ Wollte nun das Zweite der Kinder wissen, und musterte aus rubinroten Augen ihrer beider lebendiges Kunstwerk. „Nur noch das eine Schleifchen!“ Hörte man es gockenhell aus dem anderen Kindermund. „Das hast du zwei Schleifchen vorher auch schon gesagt!“ Beschwerte sich ihr Brüderchen, das ganz anderes in Sinn hatte als einen Waschbären zu dekorieren. Er wollte nämlich „Der mutige Achatgardist rettet die Prinzessin in Nöten“ spielen, wobei ihr neuer Leibwächter die würdevolle Rolle der Prinzessin und er des mutigen Achatgardisten übernehmen sollte. Ja ausnahmsweise Achatgardist und nicht der Drachenreiter, denn sein Schaukeldrache war, wie erwähnt, einen heldenhaften Tod gestorben. Man war schließlich kein Drachenreiter ohne Drachen, nicht wahr? Aber ein mutiger Ritter mit der treuen Schwester an seiner Seite, konnte man auch ohne Reittier sein! Leider musste er seinem Schwesterchen Recht geben. Ebenso wie ein Drachenreiter nicht ohne Drache sein konnte, waren der edle Achatgardistenritter und seine hilfreiche Magierin-Schwester nichts ohne das Fräulein in Nöten das es zu Retten gab, und für diese Rolle musste nun Scimitar erst aufgehübscht werden. „Ja, die Letzte, wirklich versprochen.“ Versicherte das Schwesterchen, obwohl sie eigentlich noch SO VIELE Ideen hatte aus ihrem Beschützer ein hübsches Fäulein in Nöten zu machen.
Für ihr Alter ungewohnt geschickt wurde also die letzte Schleife in das kuschlige Fell gebunden. „Sind wir jetzt fertig?“ Wollte Faran wissen, wobei die Vorfreude auf das beginnende Spiel schwer in der Stimme mitschwang. Geschwind trat Seraphina zurück und betrachtete ihr Kunstwerk mit gebührenden Ernst.

Da stand er nun, der für die Rolle seines Lebens dekorierte Waschbär. Ein Wischmobb aus Schafschurwolle, verziert mit einem Meer aus duftig pastellfarbenen Haarschleifen aus Mylady Wailamereis Haarbandsammlung krönte das graue Haupt als Ersatz für goldgelocktes Haar. Gekleidet war der dienstbeflissene Söldner in ein duftig rosa Seidenhemd mit edlem Rüschchendekor, hübsch auf Taille Drapieren gebunden mit – wie könnte anders sein – einem pastellblauem Schleifchen. Das Schwert in der Scheide war verziert als Reichszepter. Unverkennbar standen die Buchstaben (Großmutter sei Dank) mit wachsmalfarbe sogar auf dem rauen Leder der Scheide. Um den Hals hing ein gebastelter Anhänger aus seltsamen aber wirklich hübsch bläulich schimmernden Metall, das Seraphina auf ihrer Mutter Arbeitstisch „gefunden“ und noch kurz vorher mit einem drumherum gewickelten Wollband als Royalen Schmuck umfunktioniert und Scimitar als Halsschmuck umgehängt hatte.

Mundlos metallisch hörte man es verhalten Kichern während Seraphina mit gebührenden Ernst und sichtbar zufrieden mit ihrer Beider Werk nickte.
„Und spielen wir gleich hier? Frau Mutters Bett könnte die Zelle der Prinzessin sein?“ Während Faran das Szenenbild vorschlug, bemerkte Scimitar wie sein Anhänger merkwürdig, oder noch merkwürdiger als zuvor schon, zu Schillern begann. Bildete er es sich ein, oder wurde er auch ganz seltsam warm? Noch während er mit seiner freien Pfote nach dem bläulichen Metall greifen wollte, um es kritisch zu begutachten war ein leises Knistern zu vernehmen. Es ließ ihm förmlich die Haare zu Berge stehen! Und plötzlich zerfasert die Welt, und färbt sich in ein Meer aus Schwarz.

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Einleitungstext
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Norgrimm:

Im inneren Hof der Feste Hrád Selvita, herrscht wie immer geschäftiges treiben. Ein Strom Novizen eilt von der großen Halle hinaus zu den Trainingsplätzen, um sich nach scheinbar nicht enden wollenden, theoretischen Lektionen nun endlich der harten Praxis zuzuwenden. Was man noch als willkommene Ablenkung ansah, auch wenn es nur bedeutete Runde um Runde mit Übungsschwertern auf große und unförmige Strohpuppen einzudreschen oder sich im Kampf Mann gegen Mann zu versuchen, bis man kaum mehr die Kraft hatte die Arme über Schulterhöhe zu heben, von Ausfallschritt und komplizierten Fußstellungen ganz zu schweigen.
Hin und wieder schallte ein Gruß über den offenen Hof, während die fertig ausgebildeten Warlocks kamen und gingen, mit Botschaften oder um zu neuen Aufträgen aufzubrechen oder auch einfach nur ihrem Tagesgeschäft nachzugehen. Aber hier herrschte niemals wirklich Ruhe, denn Schatten pflegten nicht zu schlafen oder Ferien zu machen.
Das gleichmäßige Geräusch der Arbeit an Hammer und Amboss hallt über den Innenhof. Mittlerweile ist es vertraut und ein Teil der Festung, ebenso wie der Zwerg der in der Schmiede anzutreffen ist und den Hammer mit einem Können schwingt, dass nur wenige Menschen erreichen können. Menschen sind eben zu schnelllebig um irgendetwas zur wirklichen Perfektion zu bringen… Aber dafür passen sie sich auch sehr rasch und bereitwillig an neue Situationen an, und genau so haben auch die Warlocks des Orden Mesíac, den Zwer schnell in ihren Reihen willkommen geheißen. Und die Waffen und Rüstungen die er schmiedet sind heiß begehrt.
Auch heute ist Norgrimm wieder in der Schmiede anzutreffen, während er das seltene Altvorderenmetall verarbeitete, wozu es sehr spezielle Verfahren und Schmiedetechniken benötigte, wenn man am Ende nicht mit einem Klumpen nutzlosen Metalls dastehen wollte.
Nein, Altvorderenmetall musste kaltgeschmiedet werden und das erforderte eine genaue kontrolle der Temperaturen und wesentlich mehr Aufwand bei der Verarbeitung. Nur so behielt das Material seine einzigartigen Eigenschaften, welche es ihm ermöglichten, auch die normalerweise nahezu unverwundbaren Schatten zu treffen und ihnen Schaden zuzufügen.

Erst heute morgen wieder ist eine neue Lieferung des dunklen und leicht bläulich schimmernden Metals eingetroffen und wurde sogleich zur Schmiede gebracht.
Der Zwerg steht in eine schwere Lederschürze gekleidet, vor dem Amboss und schwingt den schweren Schmiedehammer mit einer Kunstfertigkeit, die von der Erfahrung vieler hundert Jahre spricht. Mit geschickten schlägen, formt Norgrimm das Metall, bis er mit der Form zufrieden ist. Mit dem Ärmel wischt er sich den Schweiß von der Stirn, denn die Arbeit ist anstrengend und fordernd. Hoffentlich ist die neue Lieferung Altvorderenmetall dieses mal besser als die Letzte, welche zu großen Teilen eigentlich nur aus unbrauchbaren Schrott bestand. Prüfend wandert der finstere Blick des Zwerges über die Metallteile und bleibt schließlich an einem auffälligen hängen. Es ist recht groß, das Material ist stabil, dass hat er schon erkannt, kaum dass er das Stück in die Hand nahm. Seltsame Linien sind darin eingelassen, scheinbar aus einem anderen Material, welches aber auf den ersten Blick so nicht zu identifizieren ist, sie ranken sich alle um einen zentralen Stein, der fast mittig eingelassen ist. Obwohl er wahrscheinlich nur aus wertlosem Quarz ist und recht trüb, könnte man das Metall vielleicht so schmieden, dass der Stein in der Klinge erhalten bleibt, denn es wäre schade ihn heraus zu brechen und wahrscheinlich würde man das Altvorderenmetall dabei nur unnötig beschädigen.

Aber noch während Norgrimm sich Gedanken darüber macht, wie man das Stück Metall wohl am besten weiterverarbeiten könnte, beginnt der Stein plötzlich in einem gleißenden Licht zu leuchten, so hell und strahlend dass es alles andere auslöscht und Norgrimm scheinbar den Boden unter den Füßen verliert und die Welt sich auflöst.

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Kieran:

Das Klirren von Metall auf Metall hallte durch die klare Morgenluft und übertöne das zarte Gezwitscher der ersten Vogelstimmen. Auch für den Sonnenaufgang in malerischen Purpur-, Orange- und Malventönen hatte niemand einen Blick. Wer sich doch für einen Moment ablenken ließ, lief Gefahr mit ein paar geprellten Rippen im Dreck zu landen, weil der Übungspartner sich die Gelegenheit sicher nicht entgehen ließ. Hier war man bei der Arbeit. Noch vor dem Frühstück hatten die Initiaten die erste Trainingseinheit zu absolvieren. Das war ein Privileg, denn die älteren Semester durften immerhin bereits mit Metallschwertern üben und mitleidig auf die Jüngeren herabschauen, die noch mit Holzknüppeln auf Puppen eindroschen. Selbstredend kamen von dort neidische Blicke zurück, und man genoß es. Man war schließlich wer! Oder dachte das zumindest.

Auch Kieran hatte ein solches Übungsschwert in der Hand, viel klobiger und unpräziser als eine echte Drachenklinge. Aber die benutzte man ja auch nicht um mit den Initiaten Schaukämpfe auszutragen. Gerade mühte sich ein stämmiger junger Mann mit hochrotem Gesicht, den erfahrenen Krieger überhaupt zu treffen. Alfwin, so hieß er, war zwar stark, neigte aber auch dazu viel zuviel Kraft in seine Schläge zu legen und sich vom eigenen Schwung mitreißen zu lassen, was es dem Ausbilder leicht machte einfach auszuweichen, anstatt die wuchtigen Hiebe zu parieren. Denn bei den Altvorderen, wo der Junge einmal traf, wuchs buchstäblich kein Gras mehr - aber an seiner Kontrolle musste er definitiv noch arbeiten.

Während Kieran den Kampf beendete und der versammelten Mannschaft erklärte was noch verbesserungswürdig war, bahnte sich ein junger Wildling den Weg nach vorn durch den Ring aus schweratmenden Initiaten und sorgte für Unruhe. "Lasst mich durch! Ich muss..." "Heeey!" "Spinnst du? Verzieh dich, Kleiner!" So und ähnlich verlautete das Gemurre der anwesenden jungen Männer, die natürlich keine Lust hatten sich von einem höchstens vierzehnjährigen Pimpf die Schau stehlen zu lassen. Der Kleine schien jedoch äußerst selbstbewusst, was wohl auch der Grund war warum ihn seine Kameraden vorgeschickt hatten. Er trat einem der Wegversperrer auf den Fuß und nutzte dessen Geschimpfe um sich durch die Lücke zu quetschen, bis er schließlich vor Kieran stand.

"Meister! Entschuldigt die Störung", brachte er außer Puste hervor. "Aber wir haben drüben beim Stall was gefunden! Wir wissen nicht wem es gehört, aber es sieht... nicht aus, als ob es niemandem gehört!" In der Hand hielt er ein merkwürdig geformtes Teil aus einem schimmernden Metall. Definitiv kein gewöhnliches Metall wie Nickel oder Zinn, und auch kein Silber oder Gold. Am ähnlichsten war es noch dem leicht bläulich schimmernden Material, aus dem die Drachenschwerter bestanden. Darauf waren irgendwelche Zeichen zu sehen, deren Bedeutung Kieran aber nicht verstand. Außerdem ließ die Form darauf schließen, dass es ein Bestandteil von etwas war, aber so ein Etwas gab es auf dem Drachenfelsen definitiv nicht. "Deswegen dachten wir, wir bringen es zu Euch", schloss der Junge und überließ dem Ausbilder das Fundstück.

Kaum dass Kieran es in die Hand nahm, um es zu begutachten und etwas Schmutz von den merkwürdigen Schriftzeichen zu wischen, verschwamm die Welt um ihn herum und löste sich einfach auf...

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Irihapeti:

“Ich habe es zuerst gefunden! Es ist also meine Beute!” fordernd streckte die junge Amazone mit dem langen, schwarzen Haarzopf ihre Hand aus, der älteren Frau entgegen, welche sich jedoch trotzig halb abgewandt hatte. “Pah! Von wegen deine Beute. Warum trug er es dann immer noch mit sich herum, als ich ihn in den Pferch zu den anderen gesperrt habe?”
“Weil ich noch mit den Pferden beschäftigt war, das weißt du genau, Medeija! Du hast nur deine Aufgaben vernachlässigt, weil du es nicht abwarten konntest, mit den neuen Männern Spaß zu haben!”
“Ich hör wohl nicht recht!” dieses mal stand offene Empörung auf Medeijas Gesicht, während ihr vor Zorn die Röte ins Gesicht stieg.
Die Stimmen der beiden Frauen halten laut und aufgebracht zwischen den Hütten wieder, und doch bedachten die meisten Amazonen, welche den Streit mitbekamen, die beiden Frauen höchstens mit einem leichten Lächeln und nur die wenigsten hielten in ihrem gewohnten Treiben inne um die Diskussion zu verfolgen
Solche Zerwürfnisse waren keine Seltenheit unter den Frauen der Freien Stämme und meistens mischte sich niemand ein, schließlich schulte ein guter Streit nur den Willen und das Durchsetzungsvermögen und befreite die Weiblichkeit aus der Unterdrückung und Feigheit, die ihr von der Männlichkeit doch so oft aufgezwungen wurde. Die Stärkere würde sich durchsetzen und die Schwächere würde davon lernen, nur wenn es wirklich zu Handfestigkeiten kam, mischten sich die Umstehenden ein.
Und wer wirklich Hilfe beim schlichten eines Streites wollte, der wusste ja wo er suchen musste.

“Irihapeti, bitte entschuldige die Störung, aber Artusa und ich benötigen deinen Rat!” die beiden Amazonen hatten das ewige hin und her, wer denn nun Recht und Unrecht hatte, eingestellt, als sie sich der Geistheilerin des Stammes näherten, welche gerade damit beschäftigt war ihre Farben anzumischen. Anscheinend wollte sie demnächst eine neue Tätowierung stechen, denn in den kleinen Tontiegeln die vor ihr am Boden standen, leuchteten die Farbpigmente wie eingefangenes Licht oder kostbare Edelsteine.
“Wir beide wollen dieses Schmuckstück haben und sehen uns beide im Recht. Einer der neuen Männer, die wir heute gefangen haben, trug es bei sich.” Medeija hielt einen wahrlich seltsamen Anhänger in die Höhe, welcher an einer schlichten Kordel befestigt war, damit man ihn sich um den Hals hängen konnte. Der Anhänger selbst schien aus Metall zu bestehen, war aber von seltsamer Form und Farbe. Fast so groß wie die ausgestreckte Hand der Frau die ihn hielt, in den Strahlen der Sonne schimmerte er in einem blauen Glanz, während sich verworrene Schlangenlinien über seine Oberfläche zogen.
Etwas vergleichbares hatte man hier noch nie gesehen.
“Bitte nimm du den Anhänger und verwahre ihn, bis wir eine Einigung gefunden haben. Die Freundschaft zwischen Medeija und mir, soll nicht durch Beute zerstört werden, deswegen hoffen wir auf deine Hilfe. Bitte triff du das Urteil, wem von und der Anhänger zusteht!” bat nun die junge Artusa, während sie das Schmuckstück der Geistheilerin aushändigten.

Es fühlt sich fast warm in Irihapetis Hand an und fast… als würde es zu vibrieren beginnen. Doch bevor sie es genauer untersuchen kann fühlt es sich an, als würde ein starker Strom sie hinweg reißen und die Sinne der Amazone versinken in Schwärze…

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Einleitungstext
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Es war ein ungewöhnlich grelles Leuchten, welches den sonst so finsteren Raum in scharfe Reliefs aus Licht und Schatten tauchte. Ein frischer Luftzug hauchte durch abgestandene Luft, welche sich abgestanden und Schal auf die Zunge legte und wirbelte Staub auf, der wahrscheinlich seit Jahrhunderten nicht mehr bewegt worden war.
Die Wände waren eine seltsame Mischung aus Stein, an manchen Stellen natürlich belassen und damit schroff, uneben und rau, an anderen Stellen begradigt, behauen und glatt poliert bis man sich fast darin spiegeln konnte. Dazwischen waren immer wieder große Paneele aus Metall und Glas eingelassen und immer wieder fanden sich seltsame geometrische Zeichen in die Oberflächen graviert, welche jedoch keiner bekannten Bild- oder Schriftsprache der Welten entsprach.
Der Raum war dunkel, es gab keine Fenster oder Öffnungen in den Wänden, die Licht herein gelassen hätten, nur an den Wänden konnte man hier und da einige mysteriöse Lichtlein finden, welche hin und wieder in unregelmäßigen Abständen blinkten und wie fette Leuchtkäfer, den Raum in schwaches Licht tauchten. Die Decke war so hoch, dass sie völlig in der Dunkelheit verschwand und jedes unbedacht laute Geräusch, verursachte ein hohles Hallen.
Die eine Seite des Raumes wurde von einem runden Podest beherrscht, welches sich durch ein paar Stufen vom Rest des Raumes erhob. Darauf stand ein großer Tisch, die dort abgelegten Gerätschaften von einer dicken Staubschicht bedeckt, während darüber einige seltsame Apparaturen von der Decke hingen, ähnlich drohend wie Schlangen die sie sich aus dichten Baumkronen herabließen, auch wenn diese mehr an seltsam metallene Greifzangen oder Scheren und andere Werkzeuge erinnerten, welche an langen Armen von der Decke hingen.
Die Raumseiten links und rechts wiesen zwei Nischen auf, rechts eine einzige glatte Fläche aus unterschiedlichen Glas und Spiegeln, links ein seltsam geformter Tisch an dem einige Lichter träge vor sich hin blinkten.
Die letzte Seite des Raumes müdete in einen Gang, welcher jedoch schon bald in völliger Dunkelheit versank, flankiert von zwei gar seltsam geformten Statuen, die bestenfalls entstellten Tieren glichen.
Der Raum war still und ruhig und doch erfüllt von einem seltsamen Summen und surren, ähnlich dem Geräusch eines Bienenvolkes in seinem Stock, sowie leisen tickenden Geräuschen. Und, wenn man ganz leise war und auch den Atem anhielt, dann war das gedämpfte Rauschen von Wasser zu hören, welches wohl aus großer Höhe herabfallen musste.

Und noch etwas hatte sich hier verändert, der vergessene Raum, welcher allem Anschein nach seit Jahrhunderten kaum mehr Leben gesehen hatte, als Spinnen und Käfer und vielleicht die ein oder andere verirrte Ratte, beherbergte auf einmal insgesamt sieben Gestalten, welche zwar alle in verschieden Stadien der Verwirrung oder gar Verletzt waren, aber auf den ersten Blick alle lebten und sich rührten.
Drei von ihnen lagen Nähe der Stufen zum Podest, gezeichnet von den Spuren einer heftigen Explosion: eine junge Frau mit hellen Haaren und bleicher Haut, die schönen Kleider jetzt mit Staub und Ruß bedeckt; ein großer Mann, dem Drachenschwert an seinem Gürtel nach ein Krieger, der die Augen hinter einem Stück Stoff verbarg lag neben ihr im Dreck und der Dritte war ebenfalls ein Mann, dunkel gekleidet und anscheinend am Schwersten von Explosionsspuren gezeichnet.

Die restlichen vier Gestalten waren im Raum verteilt erschienen, zwar mitgenommen und durch die unfreiwillige Reise hierher von Übelkeit, Schwindel, Kopfweh oder Desorientierung geplagt, aber ansonsten unverletzt.
Der Waschbär Scimitar, noch immer vom Spielen mit den Kindern durch Schleifchen und das rosa Kleidchen geschmückt, Norgrimm von den Warlocks, mit Schmiedeschürze und Hammer und noch rußig von der Arbeit, die Amazone Irihapeti, hergeholt aus den warmen Wäldern ihrer Heimat und der Drachenreiter Kieran, welcher eben noch von Initiaten bei den Übungskämpfen umringt.
Sie alle hielten die Stücke aus dem ungewöhnlich blauen Metall noch in der Hand, welche nun eine gewisse Wärme ausstrahlten und schwach zu Summen schienen.

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Unsicher rappelte sich der Waschbär hoch. Wo bei allen verrotteten Mistkäfern war er hier? Eben war er doch noch als Kindermädchen auf dem gräflichen Schloss Waílamereis gewesen, nur eine Pfotenbreite davon entfernt, die ‚arme, jungfräuliche Prinzessin‘ in Nöten zu mimen, um eine weitere drohende Zwangsverpflichten in den Diensten der Gräfin oder gar ein Techtelmechtel mit einem Seziertisch der Akademie zu vermeiden und nun hockte er auf kaltem, staubigen Boden, umgeben von seltsamen blinkenden Lichtern. Sollte das etwa die Strafe für die unbeabsichtigte Enthauptung des Schaukeldrachens sein? Scimitar kratzte sich am Ohr und musste ob der aufwirbelnden Staubwolken erstmal herzhaft niesen. >Also das Traubenöl hat es in sich, war mal kurz weg vom Fenster, also das ist mir noch nie passiert … oder träume ich?< schallte es etwas kleinlaut aus seinem Rücken hervor. „Ich hatte nichts von dem Zeug und mir geht’s genauso,“ antwortete er, ausnahmsweise einmal einer Meinung mit seinem stählernen Gefährten.

Der Söldnerbär rappelte sich auf und als er sich den Staub von seinem Pelz klopfen wollte, bemerkte er, dass er nach wie vor dieses zartrosa Seidenetwas trug. Arghs … das alles war ein unvergleichlich großer Alptraum … Moment, wenn das ein Traum war, wäre alles vorbei wenn er aufwachte, das heißt … Energisch riss sich Scimitar ein Barthaar aus. Auuuu! Und wieder funktionierte es nicht, wieder kein Traum, verflucht noch eines. Wobei, beim letzten Mal, als er sich so zu wecken versucht hatte, hatte sich daraus eine sehr nette Unterhaltung und eine wunderbare Bekanntschaft ergeben … aber hier sah das leider nicht so aus, als würde sich das in diese Richtung entwickeln. Dank seiner geschärften Nagetiersinne konnte er auch in diesem düsteren Licht ganz gut sehen und was er sah stimmte ihn nicht gerade zuversichtlich. Dennoch begann er sich umzusehen.

Er war im hinteren Teil eines Raumes aufgewacht, in der Nähe einer seltsam anmutenden Statue. Allzu genau wollte er sich diese im Moment allerdings nicht ansehen, bei dem Aussehen kamen ihm die unliebsamsten Assoziationen. Und der dunkle Gang, den dieses Was-auch-immer bewachte, wirkte auch nicht sehr einladend, auf jeden Fall sah es erstmal nicht nach einem Ausgang aus. Scimitar rieb sich den Kopf. Wüsste er es nicht besser, könnte er meinen, er habe einen Kater. Auf deiner Brust wurde es seltsam warm, er spürte es durch Pelz und Nachthemd. Sein Blick wanderte nach unten zu jenem ‚Schmuckstück‘ das Seraphina ihm für seinen Auftritt als ‚Prinzessin in Nöten‘ verpasst hatte. Ohne Zweifel, das Gefühl ging von diesem Stein aus und auch das seltsame Summen schien ebenda seinen Ursprung zu haben. Aber nur zu einem Teil, denn überall im Raum summte es, als sein ein wütender Bienenschwarm unterwegs. „Was zum Zottelbären …“ Wo hatte die keine Lady das nur her geschleppt?

Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere, vorsorglich zog er dabei sein Schwert aus der Scheide, sicher ist sicher. In der dichten Staubschicht hinterließ er eine Reihe von Abdrücken, allem Anschein nach war hier eine sehr lange Zeit keiner mehr gewesen. Und nun schien er nicht der Einzige zu sein, denn den Schatten nach waren hier noch sechs weitere Personen, der Größe nach zu schließen alles Felllose. Der Waschbär schnüffelte, doch ausser modriger, abgestandener Luft war nichts Verdächtiges zu erschnuppern. Sich vorsichtig umsehend, das Schwert in der rechten Pfote, ging er neben jenem Felllosen, der ihm am nächsten war, im die Hocke und tippte ihn an. „Hey, ihr, seid ihr wach?“

Irihapeti

Es war ein ganz normaler Tag im Urwald von Kalybrien. Die Affen quietschten, die Papageien krächzten … hier und da war auch das eine oder andere Froschkonzert zu vernehmen … und zankende Amazonen. Irihapeti hatte es längst schon aufgegeben, sich in jede Angelegenheit einzumischen und irgendwann fügten sich die Streittöne nahtlos in die andauernde Geräuschkulisse des Urwaldes ein. So mischte sie in Ruhe ihre Farben. Wenn die anderen etwas brauchten würden sie sich schon melden.

Und so war es dann auch. “Irihapeti, bitte entschuldige die Störung, aber Artusa und ich benötigen deinen Rat!” Die Angesprochene sah von ihrem Werk hoch und wartete erst einmal ab, was sonst kam. Ein Schmuckstück … na wenn es sonst nichts war, dann konnte sie ja beruhigt sein. Dennoch kam sie nicht umhin dieses Schmuckstück fasziniert anzusehen. Es war schon interessant, wie viel Vertrauen Artusa und Medeija in sie hatten, um zu glauben sie würde es nicht in Erwägung ziehen diese Kette selbst zu behalten oder jemand ganz anderem geben, der es ihrer Meinung nach mehr verdient hatte. „Ich werde sehen, was sich machen lässt“, antwortete Iri mit einem Lächeln und hatte insgeheim schon einige Ideen, wie sie diese Angelegenheit lösen konnte. Ob diese Lösungsideen den anderen Beiden gefallen würde war eine andere Sache. So brauchte sie jedenfalls ein wenig Zeit um abzuwägen.

Nur für einen Wimpernschlag … nicht mehr und nicht weniger … hielt sie es in der Hand, bevor sie es in eine Schüssel legen würde um ihrem Tagwerk nachgehen, doch dann begann es zu vibrieren. Und alles wurde Schwarz.

Ein grelles Licht erschien … viel zu kurz um zu erörtern woher es kam. Die Amazone sah bunte Punkte vor ihren Augen, die sie unwillig schließen musste. Ihre Beine gaben nach, sie fühlte sich müde und erschöpft. Unwillkürlich musste sie niesen. Die Luft war trocken und muffig, doch es wurde wieder dunkel. Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass sie nicht mehr zu Hause war. Doch wo war sie dann? Was war das für ein sonderbarer Ort? Langsam erhob sie sich von ihrem Platz … es dauerte ein wenig, bis sie hoch kam, die Kette immer noch in ihren Händen haltend wurde warm, sodass Iri diese reflexartig zu Boden fallen ließ, ein kurzes Klirren ertönte den Raum. Das durfte doch nicht wahr sein. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Doch noch bevor auch noch bevor sie ihre Nerven verlor, hielt sie inne sah sich im Raum um. Seltsame Zeichen an den Wänden … seltsame metallene Gegenstände auf einem Podest und seltsame Schatten um sie herum und ein merkwürdiges Surren machte die Situation nicht unbedingt besser. Das alles konnte nichts gutes bedeuten.

Einer der Schatten regte sich … allem Anschein nach war diese Person bewaffnet, ehe sie in Hocke ging und sich einem der anderen Anwesenden näherte. Irihapeti beobachtete aus sicherer Entfernung das Geschehen.

Norgrimm

Gerade traf eine neue Lieferung Altvorderenmetalls in Norgrimms Schmiede ein. Die wüsten Beschimpfungen, die der Lieferant ob der Qualität der letzten Lieferung von dem Zwerg über sich ergehen lassen mußte, schwächten ab, als er sich die Brocken des blauschimmernden Metalles genau betrachtete. Ja, dieses Metall war wieder von deutlich besserer Qualität als das letzte. Bei seinen Betrachtungen bemerkte er gar nicht, wie sich der Lieferant in einem unbeobachteten Moment ohne Abschiedsgruß absetzte und aus seiner Schmiede verschwand.

Dann entdeckte Norgrimm das sonderbar marmorierte Stück Metall, in dessen Mitte ein scheinbar wertloser Stein saß. Er drehte und wendete den Brocken in seinen prankenartigen Händen hin und her und ihm kamen immer neue Ideen, wie man das Rohmetall verarbeiten könnte, ohne den Stein herauszubrechen. Auch wenn dieser keinen Wert zu besitzen schien, würde er doch eine hübsche Zierde in einer Klinge bieten.
Er hatte gerade wieder den Hammer zur Hand genommen, um die erste Prüfung des Brockens vorzunehmen, als plötzlich die Schmiede, ja die ganze Welt um ihn herum, verschwand und alles in Schwärze versank, bis kurz darauf ein gleisendes Licht erschien und er erneut Boden unter den Füßen spürte.

"Yir tul gouroz morred at Rashûl?!" Er stolperte einige Schritt nach vorn um einen Sturz abzufangen und umfaßte den Griff seines schweren Schmiedehammers fester. Das dröhnende Echo, das sein derber Fluch hervorrief, ließ ihn stutzen. Es erinnerte ihn an die hohen Hallen Adamatias, doch schon der erste Blick sagte ihm, daß es sich nicht um die großen, hellen, gemütlichen Hallen der Zwerge handelte. Dieser Raum war ganz anders und vor allem scheinbar schon seit einigen Jahrhunderten verlassen, wie die dicke Staubschicht unter seinen Füßen und überall im Raum verriet.

Umgehend schaltete sein kriegerisch geschulter Sinn auf und erfaßte die ganze Situation in nur wenigen Augenblicken. Er spürte die Wärme des Metalles, ebenso vernahm er das leichte Summen, das von diesem ausging, das dazu jedoch noch aus anderer Quelle den ganzen Raum zu erfüllen schien. Gedämpftes Licht von ihm unbekannten Quellen erleutete diese Halle schummrig. Er sah sechs weitere Personen, drei davon auf den Stufen des Podestes auf der anderen Seite des Raumes liegend, scheinbar verletzt. Ein weiterer Mann mit einem recht klobigen Schwert, eine Übungswaffe wenn Norgrimm es richtig einschätzte, eine Frau in sehr seltsamen Aufzug und.... war das etwa ein Waschbär? Unwillkürlich blieb sein Blick an Scimitar hängen - tatsächlich, ein Waschbär! Ein Waschbär mit einem Schwert auf dem Rücken, in ein rosa Kleid gekleidet und mit Schleifchen im Pelz und einem... Wischmobb? auf dem Kopf.

Mühsam löste er seinen Blick von diesem bizarren Anblick und schüttelte leicht den Kopf. Dann ließ er seine Augen ruhig von einem zum anderen wandern und fragte mit seiner tiefen Stimme in von ausgeprägtem Akzent durchsetzter Allgemeinsprache: "Also, was ist hier los?"
Noch immer hielt er seinen Hammer kampfbereit wie seine Streitaxt und erwartete in einer Haltung, die von großer Selbstsicherheit zeugte, die Reaktion der anderen.

Kieran

"Ich gratuliere!" Kierans Stimme triefte vor Ironie, als er dem Angriff des übermütigen Initianten auswich, der so viel Wucht in seinen Schwerthieb legte, dass er an seinem Lehrer vorbei stolperte und auf allen Vieren im Dreck landete. "Du machst jedem Rammbock Konkurrenz." Der Drachenreiter erntete amüsiertes Gelächter seitens der anderen Initianten, doch als sie seinen strengen Blick auffingen, herrschte sofort schlagartige Ruhe. "Wer glaubt, es besser zu machen ..." Ein melodisches Sirren erklang, als Kieran das globige, schlecht ausbalancierte Übungsschwert durch die Luft wirbeln ließ. "... darf mir sein Können gerne unter Beweis stellen." Betretenes Schweigen legte sich über die Grünschnäbel, von denen einer nach dem anderen den Kopf senkte, um dem unnachgiebigen Blick aus stahlblauen Augen auszuweichen. "Das dachte ich mir."

Kieran stellte sich neben Alfwin, packte den Jungen am Kragen und zog ihn wieder auf die Beine. "Achtet auf Eure Beinarbeit, euer Gleichgewicht. Der Schwerpunkt sollte nicht Eure Schwerthand sein, sondern Eure Körpermitte. Ihr müsst Kraft in eure Angriffe legen, keine Frage, aber die Wucht eures eigenen Hiebes darf euch niemals aus der Balance bringen! Alfwins "Hau-drauf-Taktik" könnt ihr anwenden, wenn ihr euch um eine extra Ration Essen prügelt, aber nicht, wenn es um Leben und Tod geht. Ihr müsst ..."

"Meister! Entschuldigt die Störung."

Kieran hielt inne und zog teils überrascht und teils missbilligend die Augenbrauen in die Höhe. Er schätzte es nicht, unterbrochen zu werden. Schon gar nicht von einem Jungspund wie dem, der sich gerade zu ihm durchkämpfte. Sichtlich außer Atem, mit vom Rennen rosigen Wangen und einer triefenden Nase, stand er vor ihm und gerade als der Drachenreiter ihn zu maßregeln gedachte, förderte der Junge etwas zu Tage, das seine Aufmerksamkeit erregte. Was bei allen Göttern ...? Nie zuvor hatte Kieran etwas Vergleichbares gesehen und dennoch gab er sich alle Mühe, seine eigene Verwunderung nicht derart offen zur Schau zu stellen. Die neugierigen Blicke, gereckten Hälse und das leise Getuschel ignorierend, griff er nach dem seltsam anmutenden Gegenstand. Schwer und kühl lag er in seiner Hand, bis ...

"Was zum ...?!" Beinahe hätte Kieran das Stück Metall fallen gelassen, als es warm wurde und in seiner Hand zu summen begann, wäre da nicht das gleißend helle Licht gewesen, das ihn mit einem Mal von allen Seiten umgab. Es war derart grell, dass Kieran gezwungen war die Augen zu schließen und das nächste, das er spürte ... oder besser gesagt verspürte ... war aufkeimende Übelkeit. Er taumelte zur Seite und landete nur einen Augenschlag später auf allen Vieren auf dem Boden. Genau wie Alfwin kurz zuvor.

„Hey, ihr, seid ihr wach?“

Eine fremde Stimme drang an Kierans Ohr. Etwas verzerrt, weit weg und gleichzeitig doch so unerwartet nah. Er fühlte, wie ihn der Besitzer der Stimme kurz antippte und noch bevor die Zahnräder von Kierans Verstand ineinander griffen, sorgten seine Reflexe dafür, dass er sich aufrichtete und mit dem Übungsschwert in der Hand eine defensive Haltung einnahm. Gehetzt wanderte seinen Blick durch den Raum, in dem er sich befand - zusammen mit sechs weiteren Gestalten. Drei davon schienen bewusstlos, während auf den Gesichtern der anderen drei die selbe Verwirrung zu lesen war, die auch Kieran gegenwärtig fest im Griff hatte. "Wer seid ihr? Was ist das für ein Ort?" Hörte er sich dennoch fragen, auch wenn die Fremden nicht den Eindruck erweckten, als wüssten sie, was hier vor sich ging.

Das Schwert noch immer fest in der Hand haltend, musterte Kieran die Gestalt, die ihm am nächsten stand, nicht sicher, wen oder was genau er da vor sich hatte. Seine Stimme hatte tief geklungen, aber sein äußeres feminines Erscheinungsbild warf mehr als nur eine Ungereimtheit auf. War das ein Traum?? Wenn ja, dann war es ohne jeglichen Zweifel der verrückteste, den Kieran je gehabt hatte!
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