Dorothea
01.05.2020, 14:58
Das Jahr war noch so jung, und doch schien die Sonne herrlich warm vom strahlend blauen Himmel herab. Hin und wieder strich ein kalter Wind über die Gärten und Gebäude des Schlosses. Vögel zwitscherten und sangen, ganz beschäftigt damit, den Frühling willkommen zu heißen. Die Frühblütler bildeten schon Knospen an ihren Zweigen. Erste Blumen reckten ihre Köpfchen dem Licht entgegen. Überall schien das Leben zu erwachen.
Dorothea liebte diese Jahreszeit. Sie liebte das Gefühl, dass all diese Eindrücke in ihr auslösten. Die Luft war frischer, die Farben intensiver, ihre alten Knochen vergaßen alle Wehwehchen für eine Weile. Jedes Mal aufs Neue fühlte sich der Frühling an, als würde es das beste Jahr des Jahrzehnts werden. Als wäre alles möglich, wenn man sich nur dazu entschied, los zu ziehen und die Welt zu sehen.
Naja, die Welten hatte sie ja schon gesehen. Mit vielem Guten und vielem Schlechten. Mit aufgeplusterten Jünglingen und gutherzigen Greisen. Was sie noch nicht kannte, waren jedoch Bäume, die keine Bäume waren.
Um das zu ändern, hatte sie sich nach dem Mittagsmahl dazu entschlossen, endlich dieser Kuriosität nachzugehen, die ihre Nichte da entdeckt hatte. Es interessierte sie brennend. Mehr noch als das Buch über ein Artefakt aus Vandrigg, welches zum Teleportieren benutzt werden konnte, welches über eine Bekannte eines Bekannten von Endriks Cousine zu ihr gefunden hatte.
Trotz des spannenden Themas war es so sterbenslangweilig geschrieben, dass die alte Dame sich nicht mehr hatte überwinden können, auch ihren Nachmittag damit zu verbringen. Daher hatte sie ihre praktische Teekanne eingepackt, dazu zwei Tässchen, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie die zweite wirklich gebrauchen würde. Das hing sehr davon ab, wie dieses Wesen war, das dort unten am See lebte. Die Teekanne war ein Geschenk ihres alten Freundes Juna gewesen. Eigentlich war es mehr eine breite Flasche, welche mit einer doppelten Wandung und eingewebter Magie dafür sorgte, dass der Inhalt schön warm blieb. Und dass man sich die Finger nicht an der Außenseite verbrennen konnte. Sie erinnerte sich noch zu gut an einige Vorläufer der Modells, welche wahrlich nicht sehr praktisch gewesen waren.
Mit diesem Erinnerungen an frühe Fehlschläge kam sie lächelnd am See an. Genauer gesagt, an einem alten Baum. Mit Caspar hatte sie damals auf eben jenen Ästen geklettert. An einem Abend, an dem sie nicht hatten heim gehen wollen, hatten sie sich hier sogar versteckt.
Etwas, dass auch ihre Kinder getan hatten. Oder waren es deren Kinder gewesen? Dorothea wusste es schon gar nicht mehr.
Aber für sie sah der Baum einfach nur aus, wie ein alter Baum. Etwas schief, als wolle er sich übers Wasser recken. Perfekt, um sich von dort ins kühle Nass plumpsen zu lassen, wenn man sich bei einem solchen Fall noch nicht alle Knochen brach.
Ein ganz normaler Baum? Na mal sehen.
Die alte Dame setzte sich nicht direkt an den Stamm, sondern ganz untypisch etwas davon entfernt und ihm zugewandt. Noch fiel ihr keinerlei Veränderung auf. Richtig war sie hier aber schon, oder? Sie packte ihre Mitbringsel aus und sprach: "Ach, ich hab so wundervollen Tee dabei. Und sogar zwei Tassen! Nur bin ich hier ja ganz allein. Wie schön es doch wäre, wenn es ein Wesen gäbe, mit dem ich dieses ganz besondere Getränk teilen könnte."
Thea füllte die erste Tasse, und nach kurzem Zögern, schenkte sie auch in die Zweite ein. "Vielleicht möchte dieser gute Baum ja einen Schluck haben?"
Dorothea liebte diese Jahreszeit. Sie liebte das Gefühl, dass all diese Eindrücke in ihr auslösten. Die Luft war frischer, die Farben intensiver, ihre alten Knochen vergaßen alle Wehwehchen für eine Weile. Jedes Mal aufs Neue fühlte sich der Frühling an, als würde es das beste Jahr des Jahrzehnts werden. Als wäre alles möglich, wenn man sich nur dazu entschied, los zu ziehen und die Welt zu sehen.
Naja, die Welten hatte sie ja schon gesehen. Mit vielem Guten und vielem Schlechten. Mit aufgeplusterten Jünglingen und gutherzigen Greisen. Was sie noch nicht kannte, waren jedoch Bäume, die keine Bäume waren.
Um das zu ändern, hatte sie sich nach dem Mittagsmahl dazu entschlossen, endlich dieser Kuriosität nachzugehen, die ihre Nichte da entdeckt hatte. Es interessierte sie brennend. Mehr noch als das Buch über ein Artefakt aus Vandrigg, welches zum Teleportieren benutzt werden konnte, welches über eine Bekannte eines Bekannten von Endriks Cousine zu ihr gefunden hatte.
Trotz des spannenden Themas war es so sterbenslangweilig geschrieben, dass die alte Dame sich nicht mehr hatte überwinden können, auch ihren Nachmittag damit zu verbringen. Daher hatte sie ihre praktische Teekanne eingepackt, dazu zwei Tässchen, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie die zweite wirklich gebrauchen würde. Das hing sehr davon ab, wie dieses Wesen war, das dort unten am See lebte. Die Teekanne war ein Geschenk ihres alten Freundes Juna gewesen. Eigentlich war es mehr eine breite Flasche, welche mit einer doppelten Wandung und eingewebter Magie dafür sorgte, dass der Inhalt schön warm blieb. Und dass man sich die Finger nicht an der Außenseite verbrennen konnte. Sie erinnerte sich noch zu gut an einige Vorläufer der Modells, welche wahrlich nicht sehr praktisch gewesen waren.
Mit diesem Erinnerungen an frühe Fehlschläge kam sie lächelnd am See an. Genauer gesagt, an einem alten Baum. Mit Caspar hatte sie damals auf eben jenen Ästen geklettert. An einem Abend, an dem sie nicht hatten heim gehen wollen, hatten sie sich hier sogar versteckt.
Etwas, dass auch ihre Kinder getan hatten. Oder waren es deren Kinder gewesen? Dorothea wusste es schon gar nicht mehr.
Aber für sie sah der Baum einfach nur aus, wie ein alter Baum. Etwas schief, als wolle er sich übers Wasser recken. Perfekt, um sich von dort ins kühle Nass plumpsen zu lassen, wenn man sich bei einem solchen Fall noch nicht alle Knochen brach.
Ein ganz normaler Baum? Na mal sehen.
Die alte Dame setzte sich nicht direkt an den Stamm, sondern ganz untypisch etwas davon entfernt und ihm zugewandt. Noch fiel ihr keinerlei Veränderung auf. Richtig war sie hier aber schon, oder? Sie packte ihre Mitbringsel aus und sprach: "Ach, ich hab so wundervollen Tee dabei. Und sogar zwei Tassen! Nur bin ich hier ja ganz allein. Wie schön es doch wäre, wenn es ein Wesen gäbe, mit dem ich dieses ganz besondere Getränk teilen könnte."
Thea füllte die erste Tasse, und nach kurzem Zögern, schenkte sie auch in die Zweite ein. "Vielleicht möchte dieser gute Baum ja einen Schluck haben?"